
CD19/CD22-CAR-T-Zellen B-ALL: Kinder im Tandem therapieren

Dank neuer Therapien hat sich die Prognose von Kindern mit B-ALL dramatisch verbessert. Mittlerweile überlebt ein Großteil der Betroffenen mehrere Jahre. Wie Dr. Jordi Minguillón, Hospital La Paz Institute for Health Research (IdiPAZ), Madrid, schilderte, wurde mit den letzten Protokollen hier aber ein Plateau erreicht, was durch effektivere Behandlungen geändert werden sollte. Gerade in der rezidivierten Situation sind neue Optionen gefordert.
Möglich erscheint das durch die Gabe dualer CD19/CD22-CAR-T-Zellen, die in verschiedenen Arten und Weisen appliziert werden können: Zwei getrennte Produkte co-administrativ oder sequenziell verabreichen, alternativ als Co-Transduktion in einem Produkt, das zwei Vektoren enthält. Auch bicistronische (ein Vektor, ein Produkt, zwei Proteine) oder Tandem-CARs (ein Vektor, ein Produkt, ein Protein) seien möglich.
Ärzt:innen um Dr. Minguillón wendeten letzteres Verfahren an. Nach einer präklinischen und GMP-Validierung setzten die Forschenden die Therapie zwischen 2020 und 2024 im Rahmen eines Compassionate-Use-Programms ein. Zehn junge Erkrankte mit rezidivierter (n = 9) oder refraktärer (n = 1) B-ALL im medianen Alter von zwölf Jahren erhielten die Infusion.
Sicherheit der CD19/CD22-CAR-T-Zellen
Neun Behandelte entwickelten ein Zytokinfreisetzungssyndrom, das bei einem Drittel mindestens den Grad 2 erreichte. In 30 % der Fälle kam es zu ICANS. „Alle Patient:innen mit hoher Tumorlast waren diejenigen, die ein CRS > Grad 2 und ICANS entwickelten und die auf die Intensivstation mussten“, erläuterte Dr. Minguillón.
Tandem-CAR-T-Therapie bei B-ALL
Vier von ihnen hatten bereits den vierten Rückfall erlitten. 60 % waren zuvor mit einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) behandelt worden, 70 % mit CD19-CAR-T-Zellen und 60 % sogar mit beiden Therapien. Vier Teilnehmende wiesen eine hohe Tumorlast von mindestens 5 % auf, drei von > 70 %.
Sieben Behandelte sprachen auf die Therapie an; davon erzielten alle eine komplette Response und eine MRD-Negativität. Bei einer Person schritt die Erkrankung voran, drei erlitten ein Rezidiv. Daraufhin erhielten zwei erfolgreich eine Rescuetherapie mit einer HSCT und eine:r wurde palliativ versorgt. Eine konsolidierende HSCT im Anschluss an die CD19/CD22-CAR-T-Zell-Therapie setzten die Kolleg:innen bei der Hälfte der Erkrankten ein. Nach einem medianen Follow-up von 16,2 Monaten sind sechs junge Betroffene am Leben; das 18-Monats-OS beläuft sich auf 70 %.
Die Tandem-CD19/CD22-CAR-T-Zell-Therapie ist entsprechend dieser vorläufigen Ergebnisse offenbar machbar, schloss der Referent. Sie scheint zudem sicher und potenziell wirksam bei pädiatrischen Patient:innen mit rezidivierter/refraktärer B-ALL. In der Phase-1-Studie REALL_CAR wollen die Forschenden die Behandlung nun weiter prüfen.
Quelle:
Minguillón J et al. EBMT Annual Meeting 2025; Vortrag „OS17-01 – Tandem CD19/CD22 CAR T-Cells as potential therapy for children and young adults with high-risk r/r B-ALL“