Ischialgie nach Bandscheibenvorfall Chirurgische Eingriffe ohne Vorteil gegenüber Steroidinjektionen
Wie man eine Ischialgie infolge eines Bandscheibenvorfalls am besten therapieren soll, wird immer noch kontrovers diskutiert. Infrage kommen unter anderem transforaminale epidurale Steroidinjektionen (TFESI) sowie die chirurgische Mikrodiskektomie.
In einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Phase-3-Studie (NERVES) aus Großbritannien verglichen Martin Wilby von der Abteilung für Neurochirurgie an der Universität Liverpool und seine Kollegen beide Verfahren miteinander. In die Untersuchung eingeschlossen wurden 163 Patienten, die über einen Zeitraum von sechs Wochen bis zwölf Monaten (im Mittel 26,8 Wochen) an einer therapieresistenten Ischialgie aufgrund eines im MRT nachgewiesenen Bandscheibenvorfalls (meist L5-S1) mit Kompression des Ischiasnervs litten. 83 Patienten wurden der chirurgischen und 80 der TFESI-Gruppe zugeteilt. Bei einigen Teilnehmern änderte oder ergänzte man das Verfahren im Studienverlauf aber, sodass letztendlich nur 61 bzw. 63 Patienten in die Auswertung eingingen.
Steroidinjektionen – verträglicher und kosteneffektiver
In beiden Behandlungsgruppen zeigte sich bis Woche 18 gleichermaßen eine deutliche Besserung im Oswestry Disability Questionnaire (ODQ) – ein signifikanter Unterschied war nicht festzustellen. Auch bei Berücksichtigung weiterer Variablen einschließlich der Größe des Bandscheibenvorfalls konnte kein klinisch bedeutsamer Vorteil der Operation beobachtet werden.
Nebenwirkungen traten häufiger in der chirurgischen Gruppe auf (18 vs. 8 Ereignisse). Zu schwerwiegenden Komplikationen kam es lediglich in der Diskektomiegruppe (4 vs. 0 Ereignisse).
Die ökonomische Analyse ergab unterm Strich, dass die Kortisonspritzen deutlich kosteneffektiver waren als der chirurgische Eingriff. Für die Autoren steht damit fest, dass die TFESI die interventionelle Therapie der ersten Wahl bei andauernden Ischiasbeschwerden nach einem Bandscheibenvorfall sein sollte.
Quelle: Wilby MJ et al. Lancet Rheumatol 2021; 3: e347-e356; DOI: 10.1016/S2665-9913(21)00036-9