Darmkrebs Hämatochezie und abdominelle Schmerzen sind häufige Anzeichen

Autor: Wiebke Gaaz

Wichtige Symptome, häufige Red Flags und Diagnoseverzögerung bei jungen CRC- Patient:innen. Wichtige Symptome, häufige Red Flags und Diagnoseverzögerung bei jungen CRC- Patient:innen. © meeboonstudio – stock.adobe.com

Abseits von Screenings kommt es bei jüngeren Menschen darauf an, Symptome für ein frühes CRC zu erkennen, sowohl auf Ärzt:innen- als auch auf Patient:innenseite. Welches sind die häufigsten Red Flags und wie viel Zeit vergeht zwischen Präsentation und Diagnose?

Während ein CRC immer seltener in einem höheren Alter diagnostiziert wird, steigt die Inzidenz global bei Personen unter 50 Jahren in einem alarmierenden Maß. Diese frühen Tumoren (early onset CRC, EOCRC) werden jedoch immer noch spät erkannt, schreiben Forschende um Dr. Samir Gupta, University of California, San Diego. 

Ein Grund dafür mag sein, dass Diagnosealgorithmen für Jüngere weniger invasive und mehr konservative Maßnahmen wie watchful waiting verfolgen. Das trage dazu bei, dass in dieser Gruppe der Anteil der Tumoren im fortgeschrittenen Stadium höher ist im Vergleich zu Älteren. Zudem haben Patient:innen und möglicherweise Behandelnde Red-Flag-Symptome nicht auf dem Schirm oder unterschätzen sie, was eine zeitnahe Abklärung und Intervention verzögern könnte. Welche Anzeichen dies sind, wie häufig sie geäußert werden und wie viel Zeit zwischen Präsentation und Diagnose vergeht, untersuchten die Wissenschaftler:innen in einem neuen systematischen Review und einer Metaanalyse.

Das Team um Dr. Gupta wertete 81 Publikationen, darunter 76 Querschnitts- und vier Fall-Kontroll-Untersuchungen sowie eine Kohortenstudie mit insgesamt mehr als 24,9 Millionen Menschen unter 50 Jahren aus. Demnach berichtete fast jede zweite Person mit EOCRC eine Hämatochezie (gepoolte Prävalenz 45 %; 95%-KI 40–50) und etwa 40 % abdominelle Schmerzen (95%-KI 35–45). 

Diese beiden Symptome waren in fünf Studien, in denen die Wissenschaftler:innen dies untersuchten, zudem mit einem merklich gesteigerten Risiko für EOCRC assoziiert: Hämatochezie mindestens fünffach (geschätzte Spanne für OR 5,1–54,0), Abdominalschmerzen je nach Studie bis zu sechsfach. Für Anämie, die bei 11 % der Patient:innen vorlag, war es etwa zwei- bis zehnfach erhöht (geschätzte Spanne für OR 2,1–10,8).

Verzögerungen von über einem Jahr dokumentiert

Des Weiteren berichtete gut ein Viertel der Teilnehmenden über verändertes Stuhlverhalten wie etwa Obstipation, Diarrhö oder beides im Wechsel (27 %; 95%-KI 22–33). Einen Gewichtsverlust äußerten 17 % der Betroffenen, Appetitverlust 15 %. Letzteres Symptom trat am vierthäufigsten in Untersuchungen außerhalb der USA auf.

In 34 Studien war zudem die Zeit zwischen Symptompräsentation und Diagnose ein Thema. Werte zwischen 4,1 (Median) und 6,4 Monaten (Mittel) wurden häufig dokumentiert, es gab aber auch Verzögerungen von bis zu 13,7 Monaten. Die Forschenden konnten allerdings aufgrund fehlender Daten nicht beurteilen, ob sich dies auf das Outcome der Erkrankung auswirkte.

Dennoch unterstützen diese Befunde laut den Autor:innen die Empfehlung, ein EOCRC schon in der ersten Differenzialdiagnose bei Personen mit potenziellen Red-Flag-Signalen in Betracht zu ziehen. Zudem sollten sowohl Behandelnde als auch Patient:innen für unspezifische Beschwerden wie abdominelle Schmerzen und Verdauungsstörungen sensibilisiert sein und sie nicht unterschätzen. 

Die Forschenden bekräftigen, dass Kliniker:innen jedes neue Symptom umfassend bewerten sollten. Benigne Ursachen könnten entweder diagnostisch bestätigt werden oder sollten mit dem ersten Therapieversuch verschwinden. Sie empfehlen weiterhin eine Folgeuntersuchung nach 30–60 Tagen, um gegebenenfalls Maßnahmen wie eine Koloskopie einzuleiten.

Quelle:
Demb J et al. JAMA Netw Open 2024; 7: e2413157; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.13157