Die Kongresshighlights vom EHA 2018 in Experten-Videos
Der jährliche Kongress der European Hematology Association (EHA) ist das wichtigste Treffen für Hämatologen aus allen Fachrichtungen. Jährlich im Juni in einer europäischen Großstadt stattfindend, umfasst der EHA das gesamte Spektrum aktueller hämatologischer Studien, bei dem rund 11.000 Teilnehmer die aktuellsten Studienergebnisse, Innovationen und ihre Leidenschaft für die Hämatologie teilen.
Unsere Themen und Experten:
- Myelofibrose und Polycythaemia vera (MF & PV):
Prof. Dr. Philipp le Coutre, Charité Berlin - Chronische myeloische Leukämie (CML):
Prof. Dr. Alexander Kiani, Klinikum Bayreuth - Immunthrombozytopenie (ITP):
Prof. Dr. Uwe Platzbecker, Universitätsklinikum Dresden - Akute myeloische Leukämie (AML):
Prof. Dr. Lars Bullinger, Charité Berlin - Fortgeschrittene systemische Mastozytose (advSM):
Dr. Mohamad Jawhar, Universitätsklinikum Mannheim
Aktuelle Daten zur Myelofibrose und Polycythaemia vera (MF & PV)
Eine neue, in Stockholm präsentierte Analyse zeigt deutlich, wie sehr Patienten mit Polycythaemia vera von einem frühen Einsatz von Ruxolitinib profitieren können. Und zwar im Hinblick auf das Gesamtüberleben und bei der Vermeidung von thrombotischen Ereignissen, erläutert Professor Dr. Philipp le Coutre, Charité Berlin im Video-Interview. Der Experte kommentiert zudem eine Studie zur Myelofibrose, bei dem die Lebensqualität und Symptomlast der Patienten im Vordergrund stand. Sein Fazit: Insbesondere bei Fatigue, schwer einstellbaren Blutbildern oder großen Splenomegalien sollte eine frühere medikamentöse Therapie mit Ruxolitinib in Erwägung gezogen werden. Prof. le Coutre ist Oberarzt und Leiter des Hämatologischen Labors an der Medizinischen Klinik m.S. Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité Universitätsmedizin Berlin.
Neue Ziele bei der Chronisch myeloischen Leukämie (CML)
Therapiefreiheit bei der CML? Eine Reihe von Postern beim 23. Kongress der European Hematology Association (EHA) drehten sich um das mögliche Absetzen des Tyrosinkinase-Inhibitors Nilotinib. Was die entsprechenden Studien zeigen und welche Patienten die Chance auf ein Absetzten haben, schildert Professor Dr. Alexander Kiani, Klinikum Bayreuth, im Video-Special. Nicht nur in die Fachinformationen von Nilotinib wurde die Option des Absetzens aufgenommen. Auch die im Juni veröffentlichten CML-Leitlinien der DGHO berücksichtigen die Datenlage. Prof. Kiani ist Chefarzt und Leiter des Onkologischen Zentrums am Klinikum Bayreuth.
Immunthrombozytopenie (ITP): Splenektomie rutscht in spätere Therapielinien
Die Symptombelastung von Patienten mit Immunthrombozytopenie ist enorm: jeweils zwei Drittel klagen über Blaue Flecken der Haut, Fatigue oder petechiale Einblutung, bestätigt eine beim EHA-Kongress vorgestellte Befragung. Was dies für die Therapie bedeutet, erläutert Professor Dr. Uwe Platzbecker, Universitätsklinikum Dresden, im Video-Special direkt aus Stockholm. Er betont, dass sich die Behandlungsrealität in den letzten Jahren verändert hat: Die Splenektomie ist in spätere Therapielinien gerutscht. Thrombopoetin-Rezepter-Agonisten wie Eltrombopag werden zunehmend früher eingesetzt. Prof. Platzbecker ist Leiter der Ambulanz für Hämatologie und Hämostaseeologie und des MDS Zentrums Dresden am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden.
Akute myeloische Leukämie (AML) zielgerichtet behandeln
Die erfolgreiche, zielgerichtete Therapie ist bei der AML ein Novum. Erstmals kann mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Midostaurin in Kombination mit einer Chemotherapie das Gesamtüberleben bei FLT3-mutierter AML im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie verlängert werden. Die FLT3-Mutation betrifft etwa 30 Prozent der AML-Fälle, berichtet Professor Dr. Lars Bullinger, Charité Berlin, im Video-Interview vom EHA-Kongress. Er betont daher: Die Mutation und das Ausmaß der FLT3-internal-Tandem-Dublikationen sollte bereits bei Diagnosestellung erfasst werden, damit die Chemotherapie schon im ersten Zyklus mit Midostaurin kombiniert werden kann. Prof. Bullinger ist Direktor der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Neue Therapie bei fortgeschrittener systemischer Mastozytose (advSM)
Bis vor kurzem gab es für Patienten mit fortgeschrittener Mastozytose praktisch keine zugelassene Therapiemodalität, schildert Dr. Mohamad Jawhar, Universitätsklinikum Mannheim, im Video-Special aus Stockholm. Seit Ende des letzten Jahres ist mit Midostaurin nun eine Therapie verfügbar, die sich gegen die KIT D 816 v-Mutation richtet. Dr. Jawhar erläutert, wie dies die Behandlung der seltenen Erkrankung verändert hat. Dr. Jawhar ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der III. Medizinischen Klinik für Hämatologie und Onkologie, Universitätsmedizin Mannheim.