Brustkrebs Effekt bisher nicht in randomisiert kontrollierten Untersuchungen bewiesen

Diabetes Kongress 2024 Autor: Dr. Miriam Sonnet

Ob Metformin und SGLT2-Inhibitoren Brustkrebs reduzieren können, ist bisher noch nicht bewiesen.
Ob Metformin und SGLT2-Inhibitoren Brustkrebs reduzieren können, ist bisher noch nicht bewiesen. © buravleva_stock – stock.adobe.com

Observations- und Registerstudien deuten auf eine Reduktion mancher Tumoren durch Metformin und SGLT2-Inhibitoren hin. In RCT konnten Forschende hingegen bisher nicht belegen, dass die Gabe bereits bestehende Erkrankungen günstig beeinflusst.

Solide Tumoren schreiten unter der Therapie mit manchen Antidiabetika voran – so das Ergebnis von Beobachtungsstudien. „Hier schneiden die Sulfonylharnstoffe und Insulin relativ schlecht ab“, berichtete Prof. Dr. Michael Albrecht Nauck, Katholisches Klinikum Bochum gGmbH. Anders Metformin: Dieses könne über verschiedene metabolische Auswirkungen auf z.B. Fettgewebe oder Leber das Tumorwachstum reduzieren. „Es kann aber auch direkte Effekte haben, die im Wesentlichen mit dem Energiestoffwechsel der Zelle zusammenhängen“, erläuterte der Referent.

In einer epidemiologischen Untersuchung ging eine Metformintherapie während des Jahres vor dem Analysedatum mit einem um 15 % verringerten Krebsrisiko einher. Auch die Menge der Substanz, die verschrieben wurde, spiele eine Rolle, erläuterte der Experte. In den meisten Beobachungsstudien zu verschiedenen Tumorarten fand sich ein reduziertes Risiko durch eine Metforminbehandlung. „Wenn Sie dieselbe Fragestellung anhand von randomisierten kontrollierten Studien bearbeiten, dann ist die Metaanalyse ziemlich unentschieden“, so Prof. Nauck. Das mache es sehr schwer, den Zusammenhang zu bewerten.

Potenzial zur Ergänzung der Tumortherapie?

Wäre Metformin nun ein gutes Medikament, um die Tumortherapie zu ergänzen? Dazu stellte der Vortragende eine Studie vor, in der sich „keine großen Effekte“ hinsichtlich OS und invasivem krankheitsfreiem Überleben von Mammakarzinomerkrankten ergeben hatten. Analysierten die Forschenden allerdings Subgruppen von Patient:innen, die beispielsweise an einem HER2+ Brustkrebs erkrankt waren, so gab es zumindest kleine Auswirkungen zugunsten von Metformin.

Der Referent ging außerdem auf SGLT2-Inhibitoren ein, die in der Therapie von Diabetes sowie komorbider Herzinsuffizienz und/oder Nierenerkrankungen breite Anwendung finden. In-vitro-Daten belegen, dass Brustkrebszellen SGLT2 exprimieren, und zwar mehr als benachbartes gesundes Mammagewebe. „Und man kann mit Dapagliflozin und Canagliflozin das Wachstum von Tumorzellen in Suspension oder in Kolonien hemmen“, hob Prof. Nauck hervor. 

Tierexperimentelle Untersuchungen legen nahe, dass Tumoren unter Dapagliflozin-Behandlung langsamer wachsen. Auch epidemiologische Studien deuten auf eine Reduktion des Krebsrisikos unter SGLT2-Inhibitoren im Vergleich zu DPP4-Hemmern hin. „Ich glaube, das reicht noch nicht wirklich, um sehr viele Aussagen zu treffen“, schränkte der Referent ein. In den großen kardiovaskulären Studien finde man zumindest keine einheitlichen Ergebnisse. Tumorentstehung und Krebsprogression müsse man außerdem wahrscheinlich getrennt voneinander betrachten, schloss Prof. Nauck.

Quelle:
Nauck MA. Diabetes Kongress 2024; Vortrag: „Verringern Metformin und SGTL2-Inhibitoren das Krebsrisiko?“