Die richtige Diagnose stellen Ein Blick auf die Risikofaktoren kann die Diagnose erleichtern
Um mehr darüber zu erfahren, welche Risikofaktoren für Asthma typisch sind und welche für COPD, sichtete ein niederländisches Autorenteam um Judith Holtjer von der Universität Utrecht die aktuelle Datenlage. Für ihre Übersicht berücksichtigten die Forscher 75 Reviews. Es zeigten sich viele Gemeinsamkeiten, aber auch Differenzen.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung des Asthma bronchiale im Erwachsenenalter zählen Luftverschmutzung und Exposition gegenüber Chemikalien. Ein Zusammenhang konnte für Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon gezeigt werden. Auch der Umgang mit Formaldehyd, flüchtigen organischen Verbindungen (VOC), Pestiziden und Phthalaten am Arbeitsplatz oder zu Hause erhöht das Risiko. Im Gesundheitswesen und Reinigungsgewerbe spielen Putzmittel eine Rolle. Ebenfalls brisant ist der berufliche Kontakt mit Stäuben und Haarbleichmitteln. Ein weiterer Risikofaktor ist möglicherweise ein niedriges Geburtsgewicht (< 2.500 g).
Allgemein haben Städter ein höheres Asthmarisiko als Menschen, die auf dem Land wohnen. Gleiches gilt wahrscheinlich für Bewohner von Wohnungen mit Schimmelpilzbefall und Haustierbesitzer. Auch Rauchen begünstigt die Manifestation eines Asthmas. Inwieweit das Geschlecht eine Bedeutung hat, ist hingegen noch unklar. Eine Untersuchung spricht für mehr Erkrankungen bei Frauen, eine andere sieht Männer häufiger betroffen.
Der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer COPD ist der Nikotinabusus. Sechs Reviews stufen auch das Passivrauchen als gefährlich ein, eine Analyse hält den Gebrauch von Wasserpfeifen für schädlich. Zudem wurde ein Zusammenhang mit Feinstaubbelastung, NO2 und inhäusiger Luftverschmutzung (z.B. durch offene Feuerstellen) festgestellt. Im beruflichen Kontext wirken Stäube, Schweißrauch und reizende Chloride ungünstig. Auch landwirtschaftliche Arbeit kann die Entwicklung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung begünstigen.
Zudem ließ sich eine Assoziation der COPD mit kindlichem Asthma, mütterlichem Rauchen in der Schwangerschaft und niedrigem Geburtsgewicht zeigen. Frühgeburtlichkeit hatte hingegen keinen negativen Einfluss. Von Bedeutung ist jedoch das Gewicht im Erwachsenenalter: Ein niedriger BMI fördert die Manifestation einer COPD, während ein hoher Wert davor schützt. Ein weiterer Risikofaktor ist die westliche Ernährung. Gesunde Kost mit viel Obst und Gemüse hat dagegen einen protektiven Effekt.
Vermehrte pulmonale Gefahren birgt zudem ein niedriger sozioökonomischer Status. Was das Alter anbetrifft, zeigen Patienten zwischen 50 und 59 Jahren ein doppelt so hohes COPD-Risiko wie 40- bis 49-Jährige, bei den 60- bis 69-Jährigen ist die Gefahr mehr als vierfach erhöht. Mit zunehmenden Lebensjahren tendieren Raucherinnen zu einem stärkeren Abfall der Lungenfunktion.
In der Labordiagnostik findet sich eine Verbindung zwischen dem vermehrten Auftreten der COPD und erhöhten Homozysteinwerten, die ihrerseits mit dem Rauchen korrelieren. Für CRP und Interleukin(IL)-8 war eine Assoziation deutlich vorhanden, für Leukozytenzahlen, IL-6, TNF-alpha und Fibrinogen konnte nur ein schwacher bis gar kein Zusammenhang gesichert werden.
Drei Arbeiten kommen zu dem Schluss, dass Männer häufiger an einer COPD erkranken als Frauen. Außerdem ermittelten sie einen Zusammenhang mit einer schlechten Belüftung im Haus (z.B. Küche). Auch häufige Atemwegsinfekte erhöhen das Risiko, ebenso eine begleitende Psoriasis oder rheumatoide Arthritis bzw. durchgemachte Tuberkulose.
Hinsichtlich der ermittelten Einflussfaktoren fallen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Asthma und COPD auf. So steigert ein hoher BMI das Asthmarisiko, bei der COPD hingegen nimmt die Gefahr eher bei niedrigem Gewicht zu und ein gesteigerter BMI wirkt protektiv. Was den Einfluss des Geschlechts anbetrifft, kommt ein Review zu dem Schluss, dass die COPD aufgrund des veränderten Rauchverhaltens mittlerweile bei Männern und Frauen gleich häufig auftritt. Gemeinsam ist beiden Erkrankungen die Assoziation mit niedrigem Geburtsgewicht. Eine Verbindung zur beruflichen Exposition gegenüber Stäuben und zum Aktiv- und Passivrauchen wurde ebenfalls für beide Diagnosen gefunden.
Quelle: Holtjer JCS et al. Eur Respir Rev 2023; 32: 230009; DOI: 10.1183/16000617.0009-2023