Videospiele Einschlafen schwer gemacht
Allein in Deutschland gibt es 34 Millionen Computerspieler, die mehrere Stunden täglich vor der Konsole oder dem PC verbringen. Viele von ihnen üben ihr Hobby wegen Schule, Ausbildung oder Arbeit erst zu späterer Stunde aus. Doch inwiefern beeinflusst das die Schlafqualität und -dauer?
Per se ist Videospielen nichts Schlechtes, betonen Chuck Tholl und Kollegen von der Deutschen Sporthochschule Köln: Bekannt ist etwa, dass es die kognitive Leistung fördert.
Auch soziale Fähigkeiten werden durch gemeinschaftliches Gaming gestärkt. Zudem können Videospiele zur Entspannung beitragen, Stress reduzieren und die Stimmung heben. Aber verschiedene Faktoren rund um PC und Konsole können sich negativ auf den Schlaf der Spieler auswirken, schreiben die Autoren. Bisher gibt es allerdings erst wenige Studien, die den Einfluss auf die Nachtruhe anhand objektiver Messungen untersuchen und sich nicht allein subjektiver Einschätzungen bedienen.
Ein Faktor ist die Tageszeit: Wer abends oder nachts spielt, geht später ins Bett, wodurch sich natürlich die Schlafdauer verkürzt. Nach dem Spielen kann aber auch die Einschlaflatenz verlängert sein – wenn auch meist in eher geringem Umfang. Einen Effekt hat in diesem Zusammenhang u.a. der beleuchtete Bildschirm, da die Beleuchtungsstärke die Einschlafzeit erhöht. Wichtig ist außerdem die Spieldauer. Denn mit zunehmender Lichtexposition steigt das Potenzial für einen negativen Einfluss auf den Schlaf. Zudem gibt es Hinweise auf eine Reduktion der Tiefschlafphasen zugunsten leichterer Schlafstadien, die Studienergebnisse hierzu sind jedoch heterogen.
Blaues Licht hat vermutlich weniger Einfluss als gedacht
Lange Zeit wurde für die negativen Effekte abendlicher Bildschirmnutzung das blaue Licht der Displays verantwortlich gemacht, das die Melatonin-Ausschüttung hemmt. Die Forschung entfernt sich jedoch zunehmend von der Annahme, dass vor allem Lichteinflüsse den Schlaf stören. Stattdessen wird der Effekt heute vorrangig dem genutzten Medium zugeschrieben. Personen, die Computer spielen, zeigen eine höhere Sympathikusaktivität als Menschen, die beispielsweise einen Film schauen. Diese vegetative Veränderung ist vorrangig für die Inhibition des Schlafs verantwortlich. Sie lässt sich leicht mit einer Kontrolle von Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität objektivieren.
Das erklärt auch, warum sich der negative Einfluss auf den Nachtschlaf insbesondere bei Action-Games zeigt. So konnte gezeigt werden, dass das Spielen von „aufregenden“ Titeln auch im Vergleich zu ruhigeren Bildschirmaktivitäten wie Fernsehen zu weniger Tiefschlafphasen führt.
Aufgrund ihrer Resultate plädieren die Autoren dafür, Videospieler frühzeitig über die negativen Folgen aufzuklären – besonders Kinder, Jugendliche und eSport-Profis. Letztere wissen häufig bereits, wie stark eine schlechte Schlafqualität ihre Leistung beeinträchtigt, nur mit der Umsetzung in die Praxis hapert es noch.
Quelle: Tholl C et al. DNP 2023; 24: 33-38