Blutdruckkontrolle Erleichtertes Hypertoniemanagement
Im Praxisalltag kann die leitliniengerechte Blutdruckkontrolle eine Herausforderung sein, wie Prof. Dr. Roland Schmieder vom Universitätsklinikum Erlangen veranschaulichte. Er stellte den Fall eines 67-Jährigen mit einer seit 20 Jahren bestehenden resistenten Hypertonie vor. Bei dem Patienten wurden zudem eine koronare Herzkrankheit und eine linksventrikuläre Hypertrophie mit diastolischer Dysfunktion diagnostiziert. Die Blutdruckmessung in der Praxis ergab 168/93 mmHg. Aktuell nahm der Patient Valsartan, Amlodipin, ASS und Simvastatin ein.
Wie Dr. Schmieder erläuterte, empfiehlt die aktualisierte ESH*-Leitlinie zum Management der arteriellen Hypertonie altersabhängige Zielblutdruckwerte. Bei Patienten zwischen 65 und 79 Jahren sollte der Blutdruck auf < 140/80 mmHg (IA-Empfehlung) gesenkt werden und bei guter Verträglichkeit der medikamentösen Therapie auf < 130/80 mmHg (IIB-Empfehlung). Wirkstoffklassen der ersten Wahl für die antihypertensive Therapie sind ACE-Hemmer, Sartane, Kalziumkanalblocker und Thiazide oder thiazidartige Diuretika.
Vor Tod und kardiovaskulären Ereignissen schützen
Da sich bei dem in der Kasuistik vorgestellten Patienten keine Hinweise auf eine sekundäre Hypertonie ergaben, wurde er auf eine Single-Pill-Kombination umgestellt, die die drei Wirkstoffe Perindopril, Amlodipin und Indapamid (Viacorind®) enthält. Die Fixkombination könne wesentlich dazu beitragen, die Adhärenz zu verbessern und damit vor Tod und kardiovaskulären Ereignissen schützen, so Dr. Schmieder. Bei dem Patienten habe die ausgeprägte Hypertrophie der Herzwand nur durch einen über Jahre unzureichend behandelten Bluthochdruck entstehen können. Mit der Single-Pill-Kombination konnte er seine Tablettenlast reduzieren und erreichte schließlich den empfohlenen Zielwert.
Wie Prof. Dr. Thomas Mengden, Kerckhoff Klinik Bad Nauheim, erklärte, können abhängig von Lebenserwartung, Alter, Therapietoleranz und kardiovaskulärem Risiko die individuell anzustrebenden Blutdruckwerte innerhalb des Zielkorridors zwischen 120/70 mmHg und 160/90 mmHg verschoben werden. Wenn der Zielblutdruck erreicht ist, seien für das Monitoring bei Patienten ohne Komorbiditäten jährliche Blutdruckkontrollen ausreichend. Liegen relevante Komorbiditäten vor, empfiehlt die Mitte 2023 aktualisierte Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie Kontrollen im dreimonatlichen Rhythmus, erläuterte Prof. Mengden.
* European Society of Hypertension
Quelle: Symposium „Neue Leitlinien ESH und NVL: Was bedeutet das für die Patienten?“ anlässlich des DHL-Kongresses 2023; Veranstalter: Servier Deutschland GmbH