Urogenitaltumoren Expertin fordert, Screeningstrategie anzupassen
In den USA werden derzeit 1,9 Millionen neue Krebserkrankungen pro Jahr diagnostiziert, urogenitale Tumoren machen 21 % dieser Fälle aus. 600.000 US-Amerikaner sterben pro Jahr daran. Doch Risiken sind nicht gleich verteilt und Trends bei einzelnen Entitäten sehr unterschiedlich, berichtete Prof. Dr. Karen E. Knudsen, Philadelphia, Geschäftsführerin der American Cancer Society (ACS). Die ACS ähnelt der Deutschen Krebshilfe.
Prof. Knudsen berichtete über jüngste Erkenntnisse aus der nationalen Krebsstatistik der USA für urogenitale Krebserkrankungen. Die Daten umfassen Inzidenz und Mortalität abhängig von Geschlecht und Ethnie. Die gute Nachricht von Prof. Knudsen lautete, dass der Anstieg der jährlichen Krebstoten in den USA nach einem kontinuierlichen Anstieg bis 1991 sich inzwischen um 32 % reduziert hat.
Doch der Fortschritt erreicht nicht alle gleichermaßen. Verschiedene Faktoren tragen laut der Referentin dazu bei. Ein großes Problem ist der Transport und die Unterkunft in der Nähe des Behandlungsortes. Prof. Knudsen nannte als weitere Gründe eine geringe Bildung hinsichtlich Gesundheit und digitaler Medien, die hohen Kosten für die Krebsbehandlung und damit teilweise den fehlenden Zugang zur Versorgung und eine große Zurückhaltung, sich an Studien zu beteiligen.
Städter haben’s besser
Blasentumoren bei Männern viermal häufiger als bei Frauen
Darüber hinaus muss es aber weitere Faktoren geben, denn die Trends von Inzidenz und Mortalität unterscheiden sich regional und bei einzelnen Krebserkrankungen. So tritt Blasenkrebs in den USA bei Männern viermal häufiger auf als bei Frauen und bei „Non-hispanic Whites“ doppelt so häufig wie bei „Non-hispanic Blacks“. Bei den Männern der ersten Gruppe sinkt die Inzidenz schneller als bei anderen Männern und in der weiblichen zweiten Gruppe rascher als bei Frauen anderer Ethnien. Das lässt sich nur zum Teil durch Trends bei den Risikofaktoren Rauchen und berufliche Schadstoffexposition erklären, betonte Prof. Knudsen. Tabakstopp-Strategien bleiben aber aktuell die wichtigsten Maßnahmen zur Prävention von Blasenkrebs. Als weiteres Beispiel, das die Unterschiede verdeutlicht, nannte die Expertin Prostata- und Hodenkrebs. Schwarze haben im Vergleich zu Weißen eine um 73 % erhöhte Inzidenz. Von Hodenkrebs wiederum sind v.a. Männer mit spanischem Ursprung betroffen. Während die Hodenkrebs-Mortalitätsrate bei anderen Ethnien stabil ist oder sinkt, steigt sie in dieser Population weiter an. Als Risikofaktoren werden In-utero-Expositionen angenommen und der Konsum von Tabak und Marihuana diskutiert. Das genügt zur Erklärung aber nicht aus, betonte Prof. Knudsen. Die Expertin empfahl, dass man dieses Wissen in Präventions- und Screeningstrategien einfließen lassen und Patienten über die Unterschiede informieren sollte.Quelle: Gosh A et al. J Clin Oncol 2022; 40; DOI: 10.1200/JCO.2022.40.6_suppl.409
Kongressbericht: 2022 ASCO Genitourinary Cancers Symposium