Prähabilitation Fit für die OP
Der Begriff Prähabilitation beschreibt die gezielte Vorbereitung eines Patienten auf einen größeren chirurgischen Eingriff. Im Wesentlichen zielen die Maßnahmen darauf ab, Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer zu trainieren, beschreiben Dr. Svenja Sliwinski vom Uniklinikum Frankfurt und Kollegen. Ein gutes Programm muss dabei multimodal aufgebaut sein und die folgenden Bereiche umfassen:
- funktionelles aerobes Ausdauertraining
- proteinreiche ausgewogene Ernährung
- Veränderungen im Lebensstil, insbesondere Alkohol- und Nikotinkarenz
- Verbesserung des psychosozialen Wohlbefindens
Dass die individuelle und gezielte Prähabilitation sinnvoll ist, belegen Daten aus klinischen Studien. Multimodale Programme sind dabei besonders erfolgreich, mit ihnen lassen sich Komplikationen nachweislich verhindern, berichten die Kliniker. Und kommt es im Zuge der Operation dennoch zu Problemen, haben vorbereitete Patienten bessere Chancen, diese gut zu überstehen. Außerdem verbringen sie weniger Tage auf der Intensivstation, werden im Schnitt eher aus der Klinik entlassen und brauchen seltener Transfusionen.
Gebrechliche kosten pro Tag über 500 Euro mehr
Das alles hilft nicht nur dem Betroffenen selbst, es spart auch Geld. Einer US-amerikanischen Studie zufolge senkte ein multimodales Prähabilitationsprogramm die Kosten pro Patient um 21.946 US-Dollar. In Deutschland verursachen gebrechliche Patienten, die operiert werden, durchschnittlich 5.893 Euro mehr an Kosten als vergleichsweise fitte Menschen. Pro Tag sind das 579 Euro. Schafft man es, gebrechliche Patienten vor der Operation entsprechend aufzubauen, dürfte das also viel Geld einsparen.
Bisher funktioniert die Prähabilitation allerdings nur in klinischen Studien gut, bedauern die Wissenschaftler. Im klinischen Alltag scheitern die strukturierten, mehrwöchigen Programme hingegen oft schon daran, dass die Patienten entweder nicht reisewillig oder nicht reisefähig sind. Abhilfe schaffen könnte die Prähabilitations-App, an der Dr. Sliwinski und Kollegen im Rahmen der chirurgischen Arbeitsgruppe „Prähabilitation“ am Uniklinikum Frankfurt seit mehr als 18 Monaten arbeiten. In ihr sind Scores für ein Gebrechlichkeitsscreening zur Risikoabschätzung und ein individuelles Übungsprogramm für die Patienten integriert, dass sie zu Hause absolvieren können.
Quelle: Sliwinski S et al. Hessisches Ärzteblatt 2022; 7/8: 428-431