Zirkadianer Rhythmus Größe der Mahlzeiten sinnvoll über den Tag verteilen
Der zentrale Zeitgeber für den zirkadianen Rhythmus des menschlichen Organismus ist das Licht. Für periphere Uhren, etwa in der Leber, ist die Nahrungsaufnahme ein wichtiger Taktgeber. Die Tageszeit, zu der man isst, beeinflusst zudem appetitregulierende Hormone. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge könnte Patienten dabei helfen, Ernährungsempfehlungen leichter umzusetzen, erklärte PD Dr. Monika Rau vom Universitätsklinikum Würzburg.
In einer Crossover-Studie über zwölf Tage aßen 16 übergewichtige oder adipöse Teilnehmer in zwei Studienphasen entweder Frühstück, Mittag und Abendessen (ca. 17 Uhr) oder kein Frühstück, aber Mittag-, Abendessen und eine Spätmahlzeit (21 Uhr). Obwohl die Kalorienaufnahme die gleiche war, verdoppelte das „späte“ Essensregime die Wahrscheinlichkeit, den Tag über hungrig zu sein. Das Ghrelin-Leptin-Verhältnis nahm um 34 % zu. Die zeitliche Verteilung der Mahlzeiten hat also Einfluss auf die appetitregulierenden Hormone, so Dr. Rau.
Ähnliches ergab eine Studie aus Schottland: Über vier Wochen verzehrten die insgesamt 30 Teilnehmer entweder morgens oder am Abend die größte Menge der am Tag aufgenommenen Kalorien. Es gab also entweder ein sehr reichhaltiges Frühstück (45 % der täglichen Kalorienzufuhr) und ein eher knapp bemessenes Abendessen (20 %) oder umgekehrt. Zwar zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Ernährungsweisen in Bezug auf den Gewichtsverlust oder den Energieverbrauch. Eine hohe Kalorienzufuhr am Morgen ging aber mit einem geringeren Appetit über den Rest des Tages einher.
Aus dem Takt
Der zirkadiane Rhythmus kann auf vielerlei Weise gestört werden, z.B. durch nächtliche Mahlzeiten, künstliches Licht in der Nacht, Schichtarbeit oder Reisen in andere Zeitzonen (Jetlag). In mehreren Studien hat man nachgewiesen, dass die durch Schichtarbeit ausgelöste zirkadiane Disruption mit verschiedenen Risiken assoziiert ist: Das relative Risiko für eine Gewichtszunahme liegt bei 1,18–1,55, das für Typ-2-Diabetes bei 1,09–1,40, das für eine MASLD* bei 1,27, das für kardiovaskuläre Erkrankungen bei 1,15–1,18 und das für verschiedene Tumorerkrankungen bei 1,01–1,32.
* Metabolic Dysfunction-associated Steatotic Liver Disease (vormals: NAFLD)
Größerer Gewichtsverlust bei einer hohen Zufuhr von Kalorien am Morgen
Eine ähnliche Studie mit 93 übergewichtigen und adipösen Frauen mit metabolischem Syndrom ergab, dass eine hohe Kalorienzufuhr am Morgen vs. am Abend einen größeren Gewichtsverlust zur Folge hatte. Zudem verbesserten sich in der Gruppe, die morgens ausgiebig frühstückte, die Insulinsensitivität und die Glukosetoleranz.
Die vorhandenen Daten legen nahe, dass eine größere Kalorienzufuhr am Morgen mit einem geringeren Appetit tagsüber verbunden ist, sagte Dr. Rau. Die Mahlzeiten auf diese Weise über den Tag zu verteilen, sei eine praktische Empfehlung für Patienten, denen eine hypokalorische Ernährung empfohlen wird.
Quelle: Viszeralmedizin 2023