Hepatitis B bei PrEP im Fokus Hepatitis-B-Screening identifiziert Risikopersonen auch in Ländern mit niedriger Prävalenz

Autor: Sabine Mattes

Auch in Ländern mit niedriger HBV-Prävalenz ist ein Screening sinnvoll. Auch in Ländern mit niedriger HBV-Prävalenz ist ein Screening sinnvoll. © MP Studio - stock.adobe.com

Welche Rolle spielt eine Hepatitis-B-Infektion im Rahmen einer Prä-Expositions-Prophylaxe? Eine Forschergruppe aus Italien ging dieser Frage nach und kam zu dem Ergebnis: Auch in Ländern mit niedriger HBV-Prävalenz ist ein Screening sinnvoll.

Eine Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) kann wirkungsvoll vor der Ansteckung mit dem HI-Virus schützen. Bei Personen mit chronischer Hepatitis-B-Infektion besteht allerdings das Risiko, dass die Leberkrankheit wieder aufflammt oder sich verschlimmert, wenn die PrEP abgesetzt wird. Das betrifft insbesondere unbehandelte HBV-Trägerinnen und -Träger mit inaktiver Infektion. Welche Rolle das Hepatitis-B-Virus in Ländern mit niedriger Prävalenz tatsächlich spielt, untersuchte eine Arbeitsgruppe aus Monza am Beispiel von Norditalien.

Die retrospektive Analyse umfasste 2.152 Personen, die eine PrEP-Beratung in Anspruch nahmen. Die HBV-Impfquote lag bei ca. 80 %. Drei Viertel der Teilnehmenden waren nach 1979 geboren. Somit galt für sie die gesetzliche Impfpflicht gegen HBV. Aus den serologischen Untersuchungen ging hervor, dass jede bzw. jeder Dritte der per Gesetz Geimpften keinen ausreichenden Schutz aufwies und eine Auffrischung benötigte.

Unter den Ungeimpften fand sich bei 143 Personen eine vorausgegangene Hepatitis-B-Exposition, in zehn Fällen zeigte ein positives HBs-Antigen eine aktive Infektion an. Das Risiko einer HBV-Exposition stieg mit dem Alter (Odds Ratio, OR, 3,07 pro zehn Jahre) und war für in Italien Geborene geringer als für Eingewanderte (OR 0,23).

Sechs der zehn HBV-Kranken starteten eine tägliche PrEP mit Tenofovir/Emtricitabin, eine Person entschied sich – aufgrund einer bereits angelaufenen HBV-Therapie – für eine PrEP bei Bedarf. Unerwünschte Ereignisse wie Behandlungsversagen, ein kurzzeitiger Anstieg der Hepatitisviruslast (Blip) oder eine Erhöhung der Leberenzyme traten nicht auf.

Auch wenn aktive HBV-Infektionen im Rahmen einer PrEP offenbar selten vorkommen, kann ein entsprechendes Screening die Prävention in Ländern mit niedriger Prävalenz verbessern, schlussfolgert das Autorenteam. Die jetzige Auswertung ergab z. B., dass ca. 37 % der Ungeimpften ohne HBV-Exposition eine Hepatitisvakzine erhielten.

Quelle: Monti B et al. Sex Transm Infect 2024; doi: 10.1136/sextrans-2024-056245