TNF-α-Blocker Immunsystem unter Kontrolle und vor Herzinfarkt besser geschützt?
Patienten mit immunvermittelten entzündlichen Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, Psoriasis oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erleiden gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich häufiger einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder ein anderes kardiovaskuläres Ereignis. Der atherosklerotischen Gefäßschädigung liegt eine chronische systemische Entzündung zugrunde, die bei den genannten Erkrankungen vermutlich auch durch den Tumornekrose-Faktor-alpha (TNF-α) aufrechterhalten wird.
TNF-α-Inhibitoren bedeuteten einen Durchbruch für die Therapie dieser Erkrankungen. In einzelnen Studien verringerte sich mit der Gabe von TNF-α-Inhibitoren zudem das kardiovaskuläre Risiko der Betroffenen, und zwar deutlicher als unter der üblichen immunmodulatorischen Therapie, etwa mit Methotrexat. Um diese Beobachtungen systematisch zu überprüfen, führten Dr. Noémi Ágnes Galajda von der Semmelweis Universität in Budapest und Kollegen eine Literaturrecherche durch und berücksichtigten bis Ende 2022 publizierte Studien. Für die Metaanalyse wurden 29 Studien quantitativ, für den systematischen Review 27 Arbeiten qualitativ analysiert.
Für alle immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen zusammengenommen reduzierte sich unter TNF-α-Inhibitoren das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse signifikant um etwa 25 % im Vergleich zu cDMARD. Ein ähnliches Ergebnis zeigten Subgruppenanalysen. Trotz der heterogenen Studien gehen die Autoren aufgrund der insgesamt sehr großen Patientenzahlen und der sorgfältigen statistischen Analyse von einem direkt durch den TNF-α-Inhibitor vermittelten Schutz für Herz und Gefäße aus. Durch einen früheren Einsatz der üblicherweise in der Zweitlinie verordneten TNF-α-Inhibitoren lasse sich den Autoren zufolge vermutlich das kardiovaskuläre Risiko senken und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Quelle: Galajda NÁ et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2024; DOI: 10.1111/jdv.19900