Radiodermatitis Individuelle Prophylaxe bei hohem Risiko erscheint möglich
Warum diese Dermatitis individuell ganz unterschiedlich schwer verläuft, lässt sich bisher nicht genau sagen. Eine Rolle könnte das kutane Mikrobiom spielen, wie jüngere Studien nahelegen.
Hautmikrobiom per qPCR und Sequenzierung erfasst
Dr. Claudia Hülpüsch aus Augsburg und Kollegen untersuchten 20 Frauen mit Mammakarzinom, bei denen die komplette Brust postoperativ über sieben Wochen bestrahlt worden war (Gesamtdosis 50,4 Gy). Vor, während und nach dieser Zeit nahmen sie an neun Terminen insgesamt 360 Hautabstriche von der jeweils behandelten Seite und der Gegenseite. Das Material wurde per quantiativer PCR und 16S-rRNA-Sequenzierung untersucht. Von den Patientinnen in einem medianen Alter von 61 Jahren entwickelten im Verlauf sieben eine leicht und neun eine moderat ausgeprägte Radiodermatitis.
Eine schwere Form mit konfluierender Desquamation zeigten vier Frauen (20 %) während der letzten drei Wochen der Radiatio. Diese Patientinnen wiesen im Vergleich zu den anderen im Verlauf deutliche Veränderungen der Hautflora auf. Zu Beginn der Studie machten bei ihnen Staph. epidermidis, Staph. hominis und C. acnes zusammengenommen weniger als 5 % des Mikrobioms (< 5 %) aus – auch an (später) nicht betroffenen Hautstellen.
In den ersten drei Therapiewochen, also kurz vor Auftreten der schweren Symptome, kam es bei den später schwer erkrankten Frauen zu einem extremen Wachstum der Keime bzw. einer bakteriellen Überwucherung unabhängig von der Spezies. Dies war nur auf der später von der Dermatitis betroffenen Körperseite der Fall.
Verlaufskurve als potenzieller neuer Biomarker im Gespräch
Im Verlauf der Radiodermatitis ging die Gesamtkeimzahl wieder zurück. Dabei stieg der Anteil der Hautkommensalen im Vergleich zum Studienbeginn an. Die Zusammensetzung des Hautmikrobioms bei den anderen Patientinnen blieb im Verlauf stabil.
Die markante „Verlaufskurve“ des Hautmikrobioms unter Bestrahlung könnte als Biomarker zur Vorhersage einer Radiodermatitis dienen. Zudem sei sie eventuell hilfreich, um personalisierte Prophylaxestrategien zu entwickeln, so die Autoren.
Quelle: Hülpüsch C et al. JAMA Oncol 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.6533