InfeCtion.Sucht.Versorgung: AbbVie und Sanofi schließen Aktionsbündnis für bessere Versorgung von Suchterkrankten in Deutschland
Im Rahmen des neuen Aktionsbündnisses „InfeCtion.Sucht.Versorgung“ vereinen die Unternehmen ihre jeweilige Expertise bei der Infektionskrankheit Hepatitis C und in der Suchttherapie sowie ihre langjährige Erfahrung als Partner in Projekten zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung. AbbVie Deutschland und Sanofi wollen mehr Aufmerksamkeit für Sucht als schwere chronische Erkrankung generieren und ein Zeichen gegen die Stigmatisierung der Betroffenen setzen. Im ersten Schritt schaffen die Partner eine Plattform für verschiedene Akteure im Gesundheitssystem, um gemeinsam die Versorgung von Suchterkrankten zu verbessern. Das Aktionsbündnis wurde heute auf dem 20. Interdisziplinären Kongress für Suchtmedizin in München erstmalig einem Expertenpublikum vorgestellt.
Suchterkrankungen: Stigma und Barrieren in der Gesundheitsversorgung
Suchterkrankungen können gravierende körperliche, psychische und soziale Auswirkungen auf die Betroffenen und deren Angehörigen haben.[1] „Suchterkrankte stehen im Leben vor vielen Herausforderungen. In der Gesellschaft gilt ihre schwere chronische Erkrankung als selbstverschuldetes Übel oder als Charakterschwäche“, sagt Stephan Walcher, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin. Neben dem gesellschaftlichen Stigma sind Betroffene aber auch mit erheblichen Barrieren in der Gesundheitsversorgung konfrontiert, insbesondere bei Opioidabhängigen tun sich oftmals große Versorgungslücken auf. Viele Substitutionsmediziner stehen aus Altersgründen vor der Praxisaufgabe, von den rund 166.000 Opioidabhängigen in Deutschland [2] ist weniger als die Hälfte (rund 79.000) in Substitutionsbehandlung.[3] Für die Betroffenen senkt die Substitutionsbehandlung nicht nur die Mortalität, sie beinflusst zudem die psychosoziale Lage positiv.[1] „Für Menschen mit Drogengebrauch ist die Opioidsubstitution in der Regel ein wichtiger Schritt zurück in ein geordnetes Leben“, so Walcher. „Wenn sie sich dann auch wieder auf ihre Gesundheit fokussieren und weitere Erkrankungen, zum Beispiel Hepatitis C, loswerden, lassen sie die Vergangenheit schneller hinter sich. Das motiviert enorm.“
Begleitende Erkrankungen behandeln, Hepatitis C eliminieren
Die Opioidsubstitution gilt als gute Voraussetzung für die Behandlung von weiteren Erkrankungen, von denen Suchtkranke oftmals betroffen sind, wie etwa Hepatitis C. [4] Unbehandelt kann eine chronische Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) zu schweren Leberschäden bis hin zum Tod führen.[4] Opioidabhängige Menschen machen die größte Risikogruppe aus, denn intravenöser Drogenkonsum ist heute der häufigste genannte Übertragungsweg der Hepatitis C.[5] Diese soll bis 2030 der Vergangenheit angehören. Hepatitis C ist heute bei nahezu allen Patienten in kurzer Zeit heilbar, daher haben die Weltgesundheitsorganisation und die Bundesregierung das Ziel gesetzt, die Erkrankung bis 2030 zu eliminieren.[6,7] „Das Eliminationsziel kann nur erreicht werden, wenn wir mehr Patienten aus den Hauptrisikogruppen diagnostizieren und einer Behandlung zuführen“, erläutert Dr. med. Stefan Christensen, Münster. „Durch die Behandlung von intravenös Drogenkonsumierenden oder Opiatabhängigen in Substitutionstherapie kann die Übertragungskette unterbrochen und die Prävalenz gesenkt werden – ein entscheidender Schritt zur Elimination.“
Akteure vernetzen und Expertisen bündeln
Auftakt des Aktionsbündnisses „InfeCtion.Sucht.Versorgung“ ist ein gemeinsamer Auftritt auf dem 20. Interdisziplinären Kongress für Suchtmedizin in München, in dessen Rahmen die komplexen Herausforderungen bei der Gesundheitsversorgung von Suchterkrankten aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. „Unser Selbstverständnis kann man so zusammenfassen: Nicht alles Wirken passt in Wirkstoffe“, sagt Dr. Patrick Horber, Geschäftsführer bei AbbVie Deutschland. „Mit dem Aktionsündnis „InfeCtion.Sucht.Versorgung“ möchten wir neben innovativen Therapien einen weiteren Beitrag dazu leisten, Hepatitis C in Deutschland zu eliminieren.“ Um einen echten Unterschied in der Gesundheitsversorgung zu erreichen, brauche es vielfältige Expertisen. „Gemeinsam wollen wir die unterschiedlichen Akteure vernetzen, die es braucht, um Suchterkrankte in Zukunft besser zu versorgen“, sagt Dr. Fabrizio Guidi, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Sanofi. In Zusammenarbeit mit externen Experten wollen die Partner zunächst ihr Wissen bündeln, um so die Komplexität der Fragestellungen zu verringern und an konkreten Lösungsvorschlägen zu arbeiten. Dazu gehören zunächst gemeinsame Auftritte auf Veranstaltungen sowie ein Mentorenprogramm.
Quellen
[1] Wittchen HU, Bühringer G, Rehm J: Predictors, Moderators and Outcome of Substitution Treatments – Effekte der langfristigen Substitution Opioid-abhängiger: Prädiktoren, Moderatoren und Outcome 2011; Schlussbericht an das Bundesministerium für Gesundheit.
[2] Kraus L, Seitz NN, Schulte B, Cremer-Schaeffer P, Braun B, Verthein U, Pfeiffer-Gerschel T: Estimation of the number of people with opioid addiction in Germany. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 137–43. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0137
[3] Bundesopiumstelle: Bericht zum Substitutionsregister, Januar 2019
[4] Sarrazin C et al., Z Gastroenterol 2018, 56: 756–838.
[5] Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin Nr. 29, 19. Juli 2018.