Reizdarmsyndrom Kann Pfefferminzöl die Krankheitskosten senken?
Pfefferminzöl in magensaftresistenten Kapseln, die sich erst im Darm auflösen, wird bei einem Reizdarmsyndrom häufig eingesetzt. Studienbasierte Daten zur Kosteneffizienz fehlen jedoch bislang. Professor Dr. Zsa Zsa Weerts von der Universitätsklinik Maastricht und ihre Kollegen wollten diese Wissenslücke schließen.
Sie untersuchten die Kosteneffizienz von Pfefferminzöl in einer Sekundäranalyse. Insgesamt 126 der 189 Patienten aus der ursprünglichen Wirksamkeitsstudie wurden in die Kostenauswertung eingeschlossen: 64 aus der Placebo-, 62 aus der Pfefferminzölgruppe.
Die Forscher berechneten über einen achtwöchigen Behandlungszeitraum die inkrementellen Kosten-Effektivitäts-Verhältnisse. Die Ergebnisse wurden pro Jahr ohne gesundheitliche Einschränkung (qualitätsbereinigte Lebensjahre, QALY) und pro erfolgreich behandeltem Reizdarmpatienten (durchschnittliche Bauchschmerzreduktion um mindestens 30 %) betrachtet. Kosten-Nutzwert und Unsicherheiten ermittelte man über wiederholte statistische Berechnungen mit je 10.000 bzw. 1.000 Replikaten (Bootstrapping).
Das Pfefferminzöl war in 46 % der Replikate dem Placebo überlegen, 31 % zeigten zwar eine höhere Effektivität, allerdings verbunden mit höheren Kosten. Die Analyse ergab, dass eine Therapie mit dem Öl mit einer 56%igen Wahrscheinlichkeit kosteneffektiv ist, wenn Patienten dazu bereit sind, pro symptomfreies Jahr bis zu 10.000 € zu zahlen. Etwas höher fielen die Werte aus, wenn der Fokus auf die erfolgreich behandelten Patienten gelegt wurde. Hier zeigten 51 % der Replikate eine Überlegenheit. Berücksichtigte man in dieser Gruppe, was Patienten schätzungsweise für ein Jahr ohne Einschränkungen zahlen würden, ergab sich eine 89%ige Wahrscheinlichkeit für Kosteneffektivität.
Für Reizdarm-Patienten könnte Pfefferminzöl, das als relativ preiswertes OCT-Produkt erhältlich ist, trotz der meist nur moderaten Effekte eine kosteneffektive Behandlungsoption sein, lautet das Fazit der Autoren. Das gilt insbesondere für die, deren Abdominalschmerz auf die Therapie anspricht. Bei allen anderen Patienten hing der finanzielle Vorteil gegenüber Placebo in der Auswertung stark von ihrer Zahlungsbereitschaft ab. Daher räumen die Autoren ein, dass weitere Studien nötig sind, um diese und andere bestehende Unsicherheiten hinsichtlich des ökonomischen Nutzens aus dem Weg räumen zu können.
Quelle: Weerts ZZRM et al. United European Gastroenterol J 2021; DOI: 10.1002/ueg2.12134