LDL-Spiegel Keine Angst vor einem Tiefstand
In jüngster Zeit erwuchsen durch divergierende Studienergebnisse Bedenken, dass extrem niedrige LDL-Werte mit Komplikationen, z.B. hämorrhagischem Schlaganfall, neu auftretendem Diabetes oder neurokognitiven Störungen einhergehen könnten. Ein Team um Dr. Giuseppe Patti vom Department of Translational Medicine, University of Eastern Piedmont in Novara, hat eine Metaanalyse durchgeführt, um mehr Klarheit zu schaffen.
Es schloss zehn randomisierte Studien mit insgesamt knapp 110.000 Patienten unter lipidsenkender Therapie ein. Rund 38.000 von ihnen fielen in die niedrige LDL-Gruppe, definiert durch Werte < 40 mg/dl, der Rest hatte höhere Spiegel. Das mediane Follow-up lag bei 29 Monaten.
Die beobachteten Sicherheitsendpunkte unterschieden sich zwischen den Gruppen kaum. Bezüglich jeglicher Nebenwirkung, solchen, die zum Therapieabbruch führten, oder dem Auftreten von Karzinomen und hepatobiliären Erkrankungen gab es praktisch keine Abweichungen (Odds Ratios, OR, 1,00, 1,00, 1,02 und 0,99). Kardiovaskulär bedingte Tode, neue Diabetesfälle und Katarakte sah man in der extrem abgesenkten Gruppe etwas häufiger (OR 1,13, 1,16 und 1,28), hämorrhagische Schlaganfälle, neurokognitive und muskuläre Erkrankungen geringfügig seltener (OR 0,89, 0,97 und 0,94). Die Rate an schweren kardiovaskulären Ereignissen war aber in der Gruppe mit sehr niedrigem LDL signifikant vermindert (OR 0,82).
Die Ergebnisse sollten die Furcht vor ganz geringen Spiegeln mindern und die Bemühungen unterstützen, das LDL bei Risikopatienten auf die leitliniengemäßen Werte zu bringen, so das Fazit der Autoren.
Quelle: Patti G et al. Eur Heart J Cardiovasc Pharmacother 2022; doi: 10.1093/ehjcvp/pvac049