Lupus Kriterien bewähren sich
2019 wurden die aktuellen EULAR/ACR Klassifikationskriterien für den systemischen Lupus erythematodes (SLE) ins Leben gerufen. Eines der erklärten Ziele war, die Erkrankung bei Betroffenen in ihrer frühesten Phase zu erkennen und somit Personen zu identifizieren, die an Studien zum Effekt einer frühen Therapie teilnehmen können. Wie sensitiv die 2019er-Klassifikation im Vergleich zur ACR-Klassifikation von 1997 ist, untersuchte nun ein Forscherteam um Hilde Haukeland vom Martina Hansens Hospital in Gjettum. Basis waren die von 2000 bis 2017 in der bevölkerungsbasierten Nor-SLE-Kohorte (2,9 Millionen Einwohner) neu aufgetretenen SLE-Fälle.
In die Auswertung wurden 737 inzidente Fälle (701 Erwachsene, 36 Jugendliche) eingeschlossen. Anhand der klinischen Daten klassifizierte das Team jeden Fall drei Mal sowohl nach den aktuellen als auch nach den alten Kriterien, und zwar
- zum Zeitpunkt der Diagnose,
- zwei Jahre danach und
- am Ende der Studie, d. h. nach einer mittleren Studiendauer von 7,5 Jahren.
Bei den Erwachsenen erwiesen sich die 2019er Lupuskriterien zu allen drei Terminen als sensitiver im Vergleich zu denen von 1996: 91,9 % der Betroffenen erfüllten sie schon bei der Diagnose, bei den alten ACR-Kriterien war das nur in 77,9 % der Teilnehmenden der Fall. Nach zwei Jahren trafen die aktuellen Kriterien bei 92,7 % zu, am Studienende auf 94 %. Für die alten ACR-Kriterien lagen die entsprechende Werte bei 82,5 % und 84,3 %, alle Unterschiede erreichten Signifikanzniveau. Die signifikant höhere Sensitivität galt bei den Erwachsenen für alle Altersgruppen und war auch unabhängig vom Geschlecht.
Zu den Parametern, die bei positiver ACR-Klassifikation schon zum Zeitpunkt der Diagnose vorhanden waren, gehörten SLE-spezifische Antikörper, Antiphospholipidantikörper, reduzierte Komplementfaktoren, hämatologische Parameter, muskuloskelettale Symptome und Serositis.
Bei den Jugendlichen unterschied sich die Sensitivität der beiden Klassifikationsmodelle zum Zeitpunkt der Diagnose nicht, die neuen Kriterien waren den alten also nicht überlegen. Eine Erklärung ist die aufgrund der wenigen Fälle nur geringe statistische Power, mutmaßt das Autorenteam, eine andere könnte die schon in den 1996er-Kriterien hohe Sensitivität sein.
Mehr Personen mit frühem SLE identifizierbar
Zentrales Ergebnis dieser Untersuchung ist die Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Diagnose mehr als 90 % der inzidenten Fälle die Kriterien der neuen EULAR/ACR-Klassifikation erfüllen. Auf diese Weise ist es möglich, mehr frühe SLE-Fälle zu identifizieren und in klinische Studien einzuschleusen. Dies und die Aussicht auf eine frühe Behandlung für mehr Betroffene gibt Hoffnung auf eine bessere Prognose für zukünftige SLE-Patientinnen und -patienten, unterstreicht das norwegische Forscherteam.
Quelle: Haukeland H et al. RMD Open 2024;10: e004395; DOI: 10.1136/rmdopen-2024-004395