Psychische Erkrankungen Lebensstilintervention in der Gruppe reduziert auch kardiometabolisches Risiko

Autor: Alexandra Simbrich

Gruppeninterventionen können psychisch Erkrankten bei der Gewichtsreduktion helfen. Gruppeninterventionen können psychisch Erkrankten bei der Gewichtsreduktion helfen. © Rawpixel.com – stock.adobe.com

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen profitieren von einer Gruppenintervention zur Gewichtsabnahme. Dabei purzeln die Pfunde umso stärker, je konsequenter die Patienten an den Sitzungen teilnehmen. Das berichtet ein Team um Dr. ­Florine ­Walburg von der Vrije Universiteit Amsterdam.

Schwere psychische Erkrankungen führen zu einer gegenüber der Allgemeinbevölkerung um bis zu 20 Jahre geringeren Lebenserwartung. Hierzu trägt unter anderem ein ungesunder Lebenswandel mit wenig Bewegung, ungünstiger Ernährung und Rauchen bei, der kardiometabolische Störungen begünstigt. Die Forscher wollten in einer pragmatischen, 
cluster-randomisierten Studie herausfinden, ob die Patienten von einer Lebensstilintervention profitieren. Dafür rekrutierten sie an acht psychiatrischen Zentren übergewichtige Patienten (BMI ≥ 27) mit einer schweren psychischen Erkrankung – hauptsächlich Schizophrenie und andere psychotische Erkrankungen, bipolare Störung, Depression, Angst- und Persönlichkeitsstörungen.

Die 224 Teilnehmer wurden per Zufall der Interventionsgruppe (n = 126) oder einer Kontrollgruppe mit üblicher Behandlung (n = 98) zugeteilt. Die Patienten im Interventionsarm nahmen zunächst für sechs Monate wöchentlich, danach für weitere sechs Monate monatlich an zweistündigen Gruppensitzungen teil. Die Inhalte zielten auf eine allgemeine Änderung des Verhaltens ab, wobei gesunde Ernährung und körperliche Aktivität im Fokus standen.

Die Interventionsgruppe verlor signifikant mehr Gewicht als die Kontrollgruppe: Von Studienbeginn bis Monat 12 nahmen die Teilnehmer 3,3 kg mehr ab, wobei sie im Median an 16 der insgesamt 30 Sitzungen teilnahmen. Besonders schienen Patienten zu profitieren, die mindestens 21 Sitzungen wahrgenommen hatten. Sie reduzierten ihr Gewicht gegenüber dem Ausgangswert um durchschnittlich 4,9 kg. Patienten, die höchstens bei 10 Gruppensitzungen dabei gewesen waren, legten dagegen im Mittel um 0,8 kg zu.

Keine Verbesserung bei sekundären Endpunkten

Bei den sekundären Endpunkten, etwa der Lebensqualität, stellten die Autoren geringe bis keine Veränderungen fest. Dennoch bewerten sie die Intervention als Erfolg, da sich mit dem Gewicht auch das kardiometabolische Risiko reduziert habe.

Quelle: Walburg FS et al. JAMA Psychiatry 2023; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2023.1566