Basaliome pragmatisch behandeln Mehr Zurückhaltung mit Mohs-Chirurgie bei geriatrischen Patienten
Komorbiditäten limitieren in der Altersgruppe die Lebenserwartung und eher nicht die Heilungsrate des Basalioms, schreiben Laura van Coile von der Universitätsklinik in Gent und Kollegen. Das solle bei der Therapieplanung eines BCC berücksichtigt werden. Multimorbide ältere Patienten profitieren aus ihrer Sicht möglicherweise mehr von einer einfachen Exzision oder einer Watchful-Waiting-Strategie.
Eingeschlossen in die retrospektive Kohortenstudie des Teams waren 207 Patienten (111 Männer, 96 Frauen) in einem Alter > 75 Jahre. Alle erhielten eine BCC-Resektion im Gesicht mittels mikroskopischer Schnittrandkontrolle. Ein Eingriff dauert durchschnittlich drei Stunden. Von Interesse für die Forscher waren das Outcome der Operation sowie Komorbiditäten, Komplikationen und das Überleben. Das mediane Follow-up lag bei 16 Jahren.
Die Tumoren befanden sich am häufigsten an Nase, Ohr oder Auge. 65 % waren Primärläsionen, der Rest Rezidive. Die mediane Größe der Läsion war 1,30 cm², die der Wundfläche lag bei 3,42 cm². Etwa 58 % der Patienten durchliefen zwei OP-Durchgänge, das Maximum lag bei sechs Runden. Bei jedem Dritten konnte die Wunde primär verschlossen (30,4 %) werden. Die Komplikationsrate lag bei 2,4 %. Histologisch gesehen handelte es sich bei 73 % der Tumoren um den infiltrierenden Subtyp, 23 % waren noduläre BCC.
Auf Basis der Ergebnisse des altersbereinigten Charlson-Komorbiditätsindexes (aCCI) bildeten die Forscher zwei Gruppen:
- Gruppe 1 mit einem Komorbiditätsindex unter 6 (aCCI < 6), medianes Alter 78 Jahre
- Gruppe 2 mit einem Komorbiditätsindex von mindestens 6 (aCCI ≥ 6), medianes Alter 80 Jahre
Von den Frauen gehörten nur 17,4 % zu Gruppe 2, damit waren sie insgesamt gesünder als die Männer mit (40,6 %). Das Gesamtüberleben lag median bei 7,9 Jahren, in Gruppe 1 sogar bei 11,6 Jahren. Patienten mit vielen Komorbiditäten (Gruppe 2) kamen jedoch nur auf 3,6 Jahre. Die Studie zeigte, dass nur ein hoher aCCI-Punktwert mit dem Überleben assoziiert war (Hazard Ratio 6,25). Weder die Zahl der Exzisionsrunden, die Art der Defektabdeckung noch der histologische BCC-Typ, die Lokalisation oder die Tumorgröße hatten darauf einen Einfluss.
Insgesamt bewerten die Autoren das schnittrandkontrollierte Verfahren als effektiv und sicher. Ob der große Aufwand und die hohen Kosten für diesen Eingriff in dieser vulnerablen Patientengruppe in einem guten Verhältnis zur geschätzten verbleibenden Lebenszeit stehen, stellen sie jedoch infrage. Bei BCC handele es sich in der Regel um langsam wachsende Tumore. Die hohe Heilungsrate allein sollte aus ihrer Sicht nicht ausschlaggebend sein. Randomisiert-kontrollierte Studien könnten helfen, die Patienten zu identifizieren, die über eine schnittrandkontrollierte OP womöglich übertherapiert werden. So könnten unnötige Risiken und Kosten reduziert werden, schlussfolgern die Autoren.
Quelle: van Coile L et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; 37: 1792–1798 DOI: 10.1111/jdv.19158