Reizdarmsyndrom Mikrobiom verrät Erfolgschance der FODMAP-Diät
Eine Diät, bei der fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole (FODMAP) reduziert werden, kann bei einigen Reizdarmpatienten die Symptome verbessern. Woran das liegen könnte, haben Wissenschaftler untersucht.
Ob die Zusammensetzung des Mikrobioms Hinweise auf die Erfolgsaussichten einer FODMAP-Diät bei Reizdarm liefert, hat ein Forscherteam um Dr. Kevin Vervier vom Wellcome Sanger Institute in Hinxton untersucht.
Hierfür haben die Wissenschaftler taxonomische und funktionelle Profile der Mikrobiota im Stuhl von Patienten mit Reizdarmsyndrom und gesunden Kontrollpersonen des gleichen Haushalts erstellt (n = 56 Paare). Im nächsten Schritt prüften sie, inwiefern eine vierwöchige FODMAP-arme Diät die klinischen Symptome und das Mikrobiom beeinflusst (n = 41 Paare).
Anhand der Mikrobiotaprofile zu Studienbeginn ließen sich die Patienten mit Reizdarmsyndrom in zwei Gruppen einteilen. Mikrobiom-Subtypen, die als „eher pathogen“ kategorisiert wurden, wiesen vermehrt Firmicutes-Bakterien und Gene für den Aminosäure- und Kohlenhydratstoffwechsel auf, aber weniger Bacteroidetes-Arten. Die Befunde der Gruppe mit „eher gesundem“ Mikrobiom waren vergleichbar mit denen der Kontrollgruppe.
Die Mikrobiotaprofile der Gruppe mit eher gesundem Mikrobiom und der Kontrollgruppe blieben von der FODMAP-armen Diät unbeeinflusst. Dahingegen wurde in der Gruppe mit pathogenem Mikrobiom eine Verschiebung in Richtung eines gesundheitsassoziierten Mikrobioms beobachtet: Es kam zu einer signifikanten Zunahme der Bacteroidetes-Arten und Abnahme der Firmicutes-Arten. Außerdem normalisierte sich die Signatur der primären Stoffwechselgene. Die klinische Reaktion auf die FODMAP-arme Diät war bei Patienten mit eher ungesundem Mikrobiom größer als bei den übrigen Patienten.
Aussagekraft der Beobachtungen limitiert
Nach vier Wochen beendeten die Studienteilnehmer die FODMAP-arme Diät, wobei in einigen Fällen Lebensmittel, die als Auslöser der Reizdarmsymptome identifiziert worden waren, weiterhin gemieden wurden. Im Rahmen der dreimonatigen Nachbeobachtungszeit war keine signifikante Verschiebung in der Mikrobiotadiversität im Vergleich zu Diätzeiten erkennbar. Auch die Verbesserung der Reizdarmsymptome konnte langfristig aufrechterhalten werden.
Obwohl die geringe Teilnehmerzahl im Follow-up (n = 15) die Aussagekraft dieser Beobachtungen limitiert, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass hinter der FODMAP-Diät „mehr“ stecken könnte als eine rein symptomatische Therapie, kommentieren Prof. Dr. Peter Gibson und Dr. Emma Halmos, Monash University and Alfred Health, Melbourne. Sollte sich das bestätigen, könnte bei bestimmten Patienten eine initiale Restriktion von FODMAP ausreichen, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern – selbst dann, wenn die Betroffenen wieder zu ihrer ursprünglichen Ernährungsweise zurückkehren.
Quelle: Vervier K et al. Gut 2021; DOI: 10.1136/gutjnl-2021-325177