Mammakarzinom Mit der Paneldiagnostik können mehr therapierelevante Marker gefunden werden 

DGS 2022 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Softwaregestützte Auswertungen können die Befundanalyse einer Next-Generation-Sequencing-Untersuchung erleichtern. Softwaregestützte Auswertungen können die Befundanalyse einer Next-Generation-Sequencing-Untersuchung erleichtern. © iStock/Aleksei Naumov

Molekulare Marker eröffnen neue Therapieoptionen für Brustkrebs-Erkrankte. Dabei sollte man die Paneldiagnostik der Einzelmarkerbestimmung vorziehen, um Behandelnden eine umfassende therapeutische Orientierung an die Hand zu geben.

Ergänzend zu den klassischen immunhistochemischen Markern ist die molekulare Diagnostik mittlerweile fester Bestandteil der standardisierten Diagnostik beim Mammakarzinom, erläuterte Prof. Dr. Carsten Denkert, Universitätsklinik Marburg. Das Spektrum molekularer Marker werde immer größer und die Therapieentscheidung komplexer.

Wird eine Mutationsanalyse durchgeführt, empfahl der Referent, eine Paneldiagnostik vorzunehmen und nicht Einzelmarker zu untersuchen. Es gehe darum, alle relevanten Marker zu überprüfen – denn es sei nicht auszuschließen, dass im Rahmen der Paneldiagnostik zusätzliche Optionen detektiert werden, die aktuell oder aber zukünftig relevant sein könnten. Dabei solle man an der neuesten diagnostischen Probe testen, sprich in der metastasierten Situation an einer geeigneten Metastasenbiopsie.

Für die Therapieentscheidung sei wichtig, ob eine detektierte Mutation biologisch bedeutsam für die Tumorentstehung und ob sie therapierelevant ist. Beides lasse sich anhand entsprechender Klassifikationen definieren. Für den Behandlungserfolg sei eine adäquate Patient:innenselektion entscheidend, so Prof. Denkert. Liegen mehrere Veränderungen vor, könnten sich verschiedene Optionen ergeben.

Softwaregestützte Auswertungen können die Befundanalyse einer Next-Generation-Sequencing-Untersuchung erleichtern. Der mit diesen Programmen erstellte Befundbericht sei eine gute Grundlage für die Therapieentscheidung im molekularen Tumorboard, so der Referent.

Welche Faktoren bzw. Biomarker derzeit klinisch relevant sind, kann den Leitlinien entnommen werden, zum Beispiel den jährlich aktualisierten Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie. Ein wichtiger Biomarker ist laut Prof. Denkert beim metastasierten luminalen Mammakarzinom die ESR1-Mutation, die ein Indikator für eine endokrine Resistenz sein kann. Sie entwickele sich im Therapieverlauf, speziell unter Aromatasehemmer-Gabe.

Beim frühen Brustkrebs hat die BRCA1/2-Keimbahnmutation an Bedeutung gewonnen, nachdem die Autor:innen der OlympiA-Studie signifikante Vorteile hinsichtlich des invasiven krankheitsfreien Überlebens für den adjuvanten Einsatz des PARP-Inhibitors Olaparib beobachtet hatten (HR 0,58; p < 0,0001). Prof. Denkert empfahl, routinemäßig beim frühen Mammakarzinom eine BRCA1/2-Testung durchzuführen. In Marburg wurde vor diesem Hintergrund ein adaptiertes Mamma-NGS-Panel entwickelt, mit dem sich auch BRCA1/2-Mutationen detektieren lassen. Auch hier gehe es darum, einen Überblick zu erhalten, welche molekularen Veränderungen sich im Tumor finden, um Kliniker:innen eine umfassende therapeutische Orientierung zu geben, ggf. auch für spätere Behandlungslinien.   

Quelle:
Denkert C. 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS); Session: Personalisierte Medizin – quo vadis?