Spezielle Körperpflege in Pflegeheimen Mit Povidon-Iod und Chlorhexidin die Keime stoppen
Eine relativ einfache Veränderung der täglichen Routine könnte dazu beitragen, infektionsbedingte Hospitalisierungen in Pflegeheimen deutlich zu reduzieren. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie, die in 28 kalifornischen Einrichtungen mit zusammen fast 29.000 Bewohnern durchgeführt wurde.
Nach einer eineinhalbjährigen Basisphase tauschten die Pflegekräfte in 14 Häusern die Seife bei der Dusch- und Baderoutine gegen eine 4%ige Chlorhexidinlösung. Zum Waschen der Bewohner im Bett verwendeten sie fortan mit 2%iger Lösung getränkte Tücher. Die Heimbewohner erhielten außerdem jede zweite Woche über fünf Tage in Folge Povidon-Iod 10 % nasal zweimal täglich. Diese universelle Dekolonisierung wurde mit den beschriebenen Maßnahmen 18 Monate lang durchgeführt. Die anderen 14 Pflegeheime dienten der Kontrolle und behielten ihre gewohnte Routine bei.
In den Einrichtungen mit universeller Dekolonisierung sank die Anzahl infektionsbedingter Hospitalisierungen von 63 % in der Basisphase auf 52 % nach 18 Monaten Intervention. In den 14 anderen Pflegeheimen blieb die Rate über die gesamten 36 Monate hinweg nahezu unverändert. Für die Patienten der Interventionsgruppe ergab sich damit ein um 17 % geringeres Risiko, aufgrund einer Infektion ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Gleichzeitig reduzierten sich auch das allgemeine Hospitalisierungsrisiko und die Belastung der Heimbewohner mit multiresistenten Keimen. Die festgestellte Keimreduktion liefert einen plausiblen Wirkmechanismus für den Erfolg der Intervention, erläutern Prof. Dr. Loren Miller vom UCLA Medical Center in Torrance und Kollegen.
In einem durchschnittlichen Pflegeheim mit 100 Betten käme es im Monat zu etwa zehn Hospitalisierungen, von denen sechs aufgrund von Infektionen erfolgten. Zwei davon könnten sich durch universelle Dekolonisierung mit wenig Arbeit vermeiden lassen, betonen die Wissenschaftler.
Der geringe Mehraufwand entstehe vor allem durch die nasale Dekolonisierung, da die Wasch- und Baderoutine nicht verändert wurde. Die verwendeten Produkte seien zudem einfach und kostengünstig zu beziehen und sicher in der Anwendung. In der Studie wurden nur einige leichte Nebeneffekte wie milde Hautirritationen beobachtet, die sich auf den Anfangszeitraum der Intervention beschränkten.
Quelle: Miller LG et al. N Engl J Med 2023; 389: 1766-1777; DOI: 10.1056/NEJMoa2215254