Mykobiom durch Antibiotika langanhaltend beeinträchtigt
Der Darm beherbergt ein komplexes Ökosystem aus Bakterien, Pilzen, Archaeen und Bakteriophagen. Bislang konzentrierte sich die wissenschaftliche Forschung hauptsächlich auf die bakteriellen Lebensgemeinschaften. Wie die einzelnen Mikroorganismen, insbesondere Bakterien und Pilze, untereinander in Beziehung stehen, ist dagegen kaum untersucht. Weitgehend unklar ist auch, welche Rolle den Pilzen für unsere Gesundheit zukommt.
Bakterien erholen sich schneller als Pilze
Eine Arbeitsgruppe um Bastian Seelbinder vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena ging nun der Frage nach, inwiefern Antibiotika die Stabilität, Widerstandsfähigkeit und Dynamik von Pilzgemeinschaften im Darm stören. Hierzu untersuchten sie Stuhlproben von 14 gesunden Probanden vor, während und nach einer sechstägigen Antibiotikabehandlung. Zum Einsatz kamen fünf verschiedene Wirkstoffe.
Während sich die Bakterienpopulation drei Monate nach der Antibiose nahezu vollständig erholt hatte, erwiesen sich die Pilze als deutlich sensibler. Ihre Lebensgemeinschaft war noch nach einem Vierteljahr erheblich verändert. So stellten die Forscher eine anhaltende Verschiebung weg von einer mutualistischen Symbiose mit wechselseitigem Nutzen hin zu einer Konkurrenzbeziehung. Etwa die Hälfte der ürsprünglichen Bakterien-Pilz-Interaktionen war drei Monate nach der Antibiose nicht mehr nachweisbar. Die Wissenschaftler konnten ferner zeigen, dass einige Bakterienstämme mittels verschiedener Stoffwechselprodukte wie Propionat das Wachstum der opportunistischen Hefe Candida albicans hemmen.
Bakterien und Pilze stehen im menschlichen Darm in einem komplexen Beziehungsgefüge. Antibiotika verändern insbesondere das Mykobiom nachhaltig: Im Gegensatz zu den Bakterien leidet die Pilzgemeinschaft offenbar stärker und dauerhaft.
Quelle: Seelbinder B et al. Microbiome 2020; 8: 133; DOI: 10.1186/s40168-020-00899-6