Cyclic Vomiting Syndrome Nach der Panik folgt das Erbrechen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Das CVS verläuft in vier Phasen. Das CVS verläuft in vier Phasen. © Bits and Splits – stock.adobe.com

Das Syndrom des zyklischen Erbrechens wird häufig nicht erkannt und folglich nicht adäquat behandelt. Betroffene leiden oft viele Jahre. Dabei ist die Krankheit gut behandelbar.

Das Cyclic Vomiting Syndrome (CVS) betrifft etwa 2 % der Bevölkerung. Besonders häufig leiden darunter jüngere Menschen, vor allem Frauen. Fast jede:r zweite Betroffene sucht mindestens einmal jährlich eine Notfallambulanz auf, schreibt das Autorenteam um Dr. David J. Levinthal von der Universität Pittsburgh. Bis die Diagnose gestellt wird, vergehen manchmal Jahre, in denen nutzlose Untersuchungen und sogar unnötige Operationen durchgeführt werden.  

Diagnostiziert wird das CVS wie andere Störungen der Darm-Hirn-Achse anhand von klinischen Kriterien (s. Kasten) Die Erkrankung verläuft in vier unterschiedlichen Phasen:

  • Prodromalphase
  • emetische Phase
  • Erholungsphase
  • interepisodische Phase

Etwa zwei Drittel der Betroffenen leiden unter Prodromalsymptomen, die dem Erbrechen vorausgehen und im Mittel eine Stunde andauern. In dieser Phase entwickeln die meisten Panik und sind nicht mehr fähig, normal zu kommunizieren. 

Sowohl die prodromale als auch die emetische Phase sind mit einer Reihe von konstitutionellen, kognitiven, affektiven, autonomen oder motorischen Begleitsymptomen assoziiert. Jede:r Erkrankte hat dabei ein charakteristisches Muster, das sich bei jeder Episode wiederholt. Die meisten leiden während einer Episode auch unter Bauchschmerzen. Heißes Baden oder Duschen bringt oft Erleichterung. 

Rom IV Kriterien zur Diagnose des Cyclic Vomiting Syndrome

  • Weniger als eine Woche andauernde Episoden akuten Erbrechens.
  • Mindestens drei Episoden pro Jahr, zwei davon in den vergangenen sechs Monaten.
  • Mindestens eine Woche zwischen den Episoden. Symptome wie Übelkeit, vereinzeltes Erbrechen und Dyspepsie sind in diesem Zeitraum möglich.

CVS-Episoden können zu jeder Tageszeit beginnen, meistens jedoch in den frühen Morgenstunden. Wenn pro Jahr vier oder mehr Episoden auftreten, die länger als zwei Tage andauern und mindestens eine stationäre oder notfallmedizinische Behandlung erfordern, liegt ein mittelschweres bis schweres CVS vor. In diesen Fällen kann sich das Geschehen progredient verschlechtern, sodass irgendwann keine asymptomatischen Tage mehr übrig bleiben. Weniger als vier Episoden jährlich, die kürzer als zwei Tage dauern und nicht zu Notfallkontakten führen, gelten als leichtes CVS. 

Bei etwa 70–80 % der Betroffenen spielt Stress als Triggerfaktor von Episoden eine Rolle. Weitere häufige Trigger sind z.B. Schlafmangel, hormonelle Schwankungen oder körperliche Stressoren wie Infektionen oder Operationen. Häufig assoziiert mit dem CVS sind affektive Störungen (50–60 % der Erkrankten) und Migräne (20–30 %). 

Ein Basisdiagnostik-Programm sollte ein vollständiges Blutbild, inkl. Elektrolyte, Glukose, Leberfunktionsparameter und Lipase einschließen. Zudem wird empfohlen, eine obstruktive Läsion im oberen Magen-Darm-Trakt auszuschließen. 

Eine effektive Therapie von Komorbiditäten wie Angst, Depression, Migräne oder Schlafproblemen mittels Pharmaka und/oder Verhaltenstherapie kann auch die CVS-Symptome deutlich bessern. Bei mittelschwerem bis schwerem CVS sollte eine medikamentöse Prophylaxe durchgeführt werden. Als Erstlinienmedikation werden trizyklische Antidepressiva empfohlen. Topiramat, Aprepitant, Zonisamid und Levetiracetam können als Zweilinienmedikamente eingesetzt werden. 

Um eine drohende emetische Phase abzufangen, sollte möglichst früh im Prodromalstadium eine abortive Medikation gegeben werden. Am effektivsten sind Kombinationen von mindestens zwei Wirkstoffen, z.B. Sumatriptan plus ein Antiemetikum wie Ondansetron. Wegen des Erbrechens ergibt es Sinn, Sumatriptan als Nasenspray und Ondansetron als Sublingualtablette zu verwenden. Promethazin gibt es in Form von Suppositorien und hat auch den Vorteil eines sedierenden Effekts. Andere sedierende Antipsychotika wie Droperidol können ebenfalls hilfreich sein. Wenn sich das Erbrechen mit diesen Optionen nicht kontrollieren lässt, sollten die Patienten stationär behandelt werden.

Die Erholungsphase dauert meist einen bis zwei Tage. In dieser Zeit eignen sich isotonische Sportdrinks oder Trinkmahlzeiten, um Flüssigkeit und Elektrolyte wieder aufzufüllen.

Quelle: Levinthal DJ et al. Gastroenterology 2024; DOI: 10.1053/j.gastro.2024.05.031