Lithiumtherapie Nephropathie durch Stimmungsstabilisator ist nicht zu vernachlässigen
Die klinische Bedeutung der Lithiumnephropathie ist umstritten. Denn in vielen Fällen könnte es sich bei dieser möglichen Nebenwirkung des Phasenprophylaktikums auch um einen altersbedingten Funktionsverlust oder die Folge von Komorbiditäten handeln. Schwedische Wissenschaftler prüften die Schädlichkeit von Lithium nun in einer retrospektiven Studie. Untersucht wurden zwei Kohorten: 785 Patienten mit bipolarer oder schizoaffektiver Erkrankung und 1.549 Personen aus einer repräsentativen Stichprobe der nordschwedischen Bevölkerung.
Dabei zeigte sich, dass die Einnahme von Lithium den renalen Funktionsverlust nur um 0,54 ml/min/1,73 m2 pro Behandlungsjahr erhöhte. Allerdings ging die Funktion nach mehr als zehn Jahren Lithiumtherapie signifikant stärker zurück als bei den kürzer behandelten Patienten und in der Referenzpopulation.
Effekt offenbar abhängig von individuellen Faktoren
Außerdem war die Lithiumnephropathie die häufigste Ursache für eine moderate bis schwere chronische Einschränkung der renalen Leistung, wobei auch Begleiterkrankungen eine Rolle spielten. Der individuelle Effekt auf den geschätzten GFR-Wert war sehr variabel. Deshalb plädieren die Autoren um Filip Fransson von der Universität Umeå dafür, den Verlust durch eine sorgfältige Behandlung etwaiger Komorbiditäten zu verringern. Im Fall einer raschen Progression sollte man abwägen, was wichtiger ist – die fortgesetzte Lithiumeinnahme für die mentale Gesundheit oder das Absetzen zugunsten der Nierenleistung.
Quelle: Fransson F et al. Lancet Psychiatry 2022; DOI: 10.1016/S2215-0366(22)00265-6