Arzneimittelreaktionen Neue Therapie bei gefährlicher Hautreaktion

Autor: Sabine Mattes

Ein neuer Therapieansatz könnte die toxische epidermale Nekrolyse (TEN) behandelbar machen. Ein neuer Therapieansatz könnte die toxische epidermale Nekrolyse (TEN) behandelbar machen. © Richelle – stock.adobe.com

Die toxische epidermale Nekrolyse ist lebensgefährlich, doch Forschende schlagen einen neuen Therapieansatz vor. Die Blockade des JAK/STAT-Signalwegs könnte das Keratinozytensterben stoppen – es gibt dazu bereits erste Off-Label-Versuche.

Eine toxische epidermale Nekrolyse (TEN) kommt zwar zum Glück nur selten vor, wenn sie auftritt, kann nur schnelles Eingreifen das Leben der Patientin oder des Patienten retten. Einem Forscherteam um Dr. Thierry Nordmann vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried ist es gelungen, mithilfe von räumlicher Proteomik einen vielversprechenden Therapieansatz zu finden, um das Keratinozytensterben aufzuhalten.

Die Forschenden analysierten einzelne Zellen aus archivierten Hautproben von Patientinnen und Patienten mit TEN oder weniger schweren kutanen Arzneimittelreaktionen mithilfe von „Deep Visual Proteomics“. Durch diesen multidisziplinären Ansatz, der hochauflösende Mikroskopie, künstliche Intelligenz, hoch sensitive Massenspektrometrie und Lasermikrodissektion miteinander kombiniert, konnten sie Profile von mehr als 5.000 Proteinen pro Zelltyp erstellen.

Haupttreiber der Krankheit möglicherweise gefunden

Die Analyse zeigte, dass in erkrankten Zellen der JAK/STAT-Signalweg überdurchschnittlich stark aktiviert war. Das Team geht davon aus, dass es sich um den Haupttreiber der Krankheit handelt und blockierte den Signalweg zunächst gezielt mit JAK-Inhibitoren in vitro. Später testeten sie Tofacitinib, Baricitinib, den selektiven JAK1-Hemmer Abrocitinib und den JAK1/3-Hemmer Upadacitinib an Mäusen. Auf Basis der überzeugenden präklinischen Daten wurden nachfolgend sieben TEN-Kranke off label mit JAK-Inhibitoren behandelt – erfolgreich und ohne Nebenwirkungen.

„Die Therapie mit JAK-Inhibitoren war sicher und mit einer schnellen Reepithelisierung und Genesung bei sieben TEN-Patientinnen und -Patienten verbunden“, erklären Dr. Nordmann et al. Diese aussichtsreichen ersten klinischen Daten lassen auf einen effektiven Ansatz zur Behandlung von TEN hoffen. Sicherheit und Wirksamkeit müssen sich in größeren Studien bestätigen. Ein Transfer der „Deep Visual Proteomics“-Technologie könnte zudem dazu beitragen, gezielte Angriffspunkte zur Therapie anderer entzündungsbasierter oder onkologischer Krankheitsbilder zu finden.

Quelle: Nordmann TM et al. Nature 2024; doi: 10.1038/s41586-024-08061-0