Renin-Angiotensin-Aldosteron-System Östradiol legt den Schalter um
Mit den Wechseljahren entwickeln viele Frauen einen Bluthochdruck und andere kardiovaskuläre Erkrankungen. Eine Ursache dafür ist die nachlassende Ovarialfunktion. Denn durch den Mangel an Sexualhormonen fällt der kardiovaskuläre Bonus weg, den Frauen während ihrer reproduktiven Phase genießen.
Verantwortlich für diesen Bonus ist Östradiol (Estradiol, E2). Dieses Hormon stellt eine Verbindung zwischen weiblicher Fertilität und optimalen kardiometabolischen und Immunfunktionen her, schreibt das Team um Felice Gersh von der Arizona School of Medicine, Tucson. Denn für eine erfolgreiche Reproduktion müssen ganz verschiedene Körperfunktionen reguliert werden. Dazu zählen beispielsweise die Blutdruckkontrolle, die Regulation des intra- und extrazellulären Flüssigkeitsvolumens und effektive Reaktionen auf Traumata oder Krankheitserreger. All diese Funktionen moduliert Östradiol im weiblichen Körper, weshalb man in zahlreichen Organsystemen E2-Rezeptoren findet: beispielsweise in Gefäßen, Myokard, Muskeln, Gehirn, Nieren und Immunzellen.
Hormon bestimmt, welcher Signalweg dominiert
Ein komplexer und bisher viel zu wenig beachteter Zusammenhang existiert zwischen Östradiol und dem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). Das RAAS besteht aus einer Gruppe von Enzymen und Peptiden, die im gesamten Kreislauf vorliegen und die in verschiedenen Geweben exprimiert werden (beispielsweise in Gefäßen, Herz, Niere, reproduktivem System, lymphatischem Gewebe und Gehirn). Das System umfasst zwei Signalwege, einen antiinflammatorischen und einen proinflammatorischen. Welcher der beiden Signalwege gerade dominiert, wird durch Östradiol ganz wesentlich beeinflusst (s. Kasten).
Östradiol als RAAS-Regulator
Quelle: Gersh FL et al. Mayo Clin Proc 2021; DOI: 10.1016/j.mayocp.2021.08.009