Prävention von Hautkrebs Potenzial der ärztlichen UV-Schutz-Beratung ausschöpfen

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Bereits gebräunte Haut ist ein Zeichen für eine UV-Belastung - gesunde Bräune gibt es also nicht. Bereits gebräunte Haut ist ein Zeichen für eine UV-Belastung - gesunde Bräune gibt es also nicht. © juniart – stock.adobe.com

In den vergangenen 20 Jahren haben die Hautkrebsfälle um 70 % zugenommen – Tendenz steigend. Ärztinnen und Ärzte können im Rahmen von Beratungsgesprächen einen wichtigen Beitrag zur Primärprävention von Hautkrebs leisten, wenn sie über den richtigen Umgang mit UV-Strahlung aufklären. 

Das Wissen um UV-Risiken ist insgesamt in der Bevölkerung vorhanden und realistisch“, schreiben Yvonne de Buhr und Prof. Dr. Eckhard Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention, so die Autoren. 

Zwar sind sich die Menschen der gesundheitlichen Folgen von Sonnenbrand, Hautkrebs und Hautalterung bewusst, die ganz persönliche Gefährdung durch UV-Exposition ist im Alltag aber weniger präsent und wird daher auch manchmal unterschätzt. Deshalb sollten Ärztinnen und Ärzte – insbesondere in den Frühlings- und Sommermonaten – auch abseits von Hautkrebsscreenings und der Kinder-Früherkennungsuntersuchung U5 auf UV-Schutz-Maßnahmen hinweisen. In jedem Fall müssen die Informationen für den Patienten verständlich und nachvollziehbar sein. Wenn man gezielt vorgeht, lassen sich die Kernbotschaften auch in einem Beratungsgespräch von durchschnittlich acht Minuten unterbringen. 

Aber wie gelingt das, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen bzw. belehrend zu wirken? Im Rahmen dermatologischer Untersuchungen wie dem Hautkrebsscreening eignet sich der Verweis auf eventuell vorhandene UV-bedingte Hautveränderungen wie Lentigines seniles bzw. Lentigines solares als Gesprächseinstieg. Manchmal liegen auch klare Risikofaktoren vor, z. B. viele und klinisch atypische Nävi oder besonders helle Haut. 

Auch bei anderen Anlässen lässt sich ein Bezug herstellen. Mit einem „Ich sehe, dass sie dieses Jahr bereits oft in der Sonne waren“ kann man auf die stark gebräunte Haut hinweisen und das Gespräch in Richtung UV-Schutz lenken. Oder man nutzt einen bevorstehenden Strand- oder Wanderurlaub – falls bekannt – als Einstieg.

Aufklärungsbedarf besteht bei vielen Patienten v. a. in Bezug auf die Hautkrebsentstehung. So sollte man explizit darauf hinweisen, dass es bereits vor einem Sonnenbrand zu DNA-Schäden kommt und sich das Risiko für Hautkrebs erhöht, je mehr Schäden sich mit der Zeit ansammeln. 

Richtig eincremen

Darauf ist bei Sonnenschutzmitteln zu achten:

  • Produkte mit UVA- und UVB-Filter nutzen
  • ausreichenden LSF verwenden (hoch, bzw. sehr hoch bei Kindern)
  • genug vom Produkt gleichmäßig auf der Haut aufbringen: 2 mg/cm², d. h. ein Erwachsener braucht pro Eincremen ca. 30 – 40 ml, also ein Fünftel einer 200-ml-Tube, Lippen nicht vergessen!
  • 20 – 30 min vor der UV-Exposition auftragen und spätestens nach 2 h nachcremen

Gesunde Hautbräune gibt es nicht!

Die Kollegen raten, die Patienten auch dafür zu sensibilisieren, dass die Melaninsynthese eine Notfallmaßnahme des Körpers ist, bei dem sich das Pigment wie ein Sonnenschirm über die Zellkerne der Hautzellen legt, um diese vor weiteren UV-Schäden zu schützen. Der Bräunungsgrad der Haut ist folglich ein Indiz dafür, wie hoch die UV-Belastung der Haut bereits gewesen ist, und keinesfalls als gesund zu werten. Merkblätter und weiterführende Informationsmaterialien gibt es u. a. von der Deutschen Krebshilfe und dem Deutschen Ärzteverlag.

Versteht der Patient die Hintergründe, kann man sich bei den nachfolgenden Verhaltensempfehlungen kurzfassen. Vieles, darunter auch die Antworten auf die meisten aufkommenden Fragen können die Patienten in den entsprechenden Informationsmaterialien nachlesen. Die drei Kernbotschaften sind:

  • Starke UV-Exposition vermeiden 
  • Gezielte Hautbräunung (Sonnenbäder, Solariennutzung) unterlassen, Schatten aufsuchen, sich in der Mittagszeit drinnen aufhalten bzw. Aktivitäten im Freien auf die Morgen- oder Abendstunden legen.
  • Textilen Sonnenschutz nutzen 

Sonnenbrille (UV 400, DIN EN ESO 121312), Sonnenhut und schützende Kleidung spielen vor allem bei Außenaufenthalten in den Frühlings- und Sommermonaten eine große Rolle. Einfache T-Shirts haben einen ultraviolet protection factor (UPF, vergleichbar mit dem LSF) von 20, was als Schutz meist ausreicht, sehr dünne Stoffe weniger; UV-Schutzkleidung liegt mit einem UPF ≥ 50 deutlich darüber. Der UPF von zwei übereinander getragenen Kleidungsstücken wird multipliziert.

Unbedeckte Hautstellen mit Sonnenschutzmittel schützen 

„Sonnenschutzmittel sind nicht dazu gedacht, den Aufenthalt in der Sonne durch ein erhöhtes Sicherheitsgefühl zu verlängern“, warnen die beiden Experten. Allerdings müssen sie richtig aufgetragen werden, um ihre Schutzwirkung entfalten zu können (s. Kasten), meist wird nur ein Drittel bis ein Fünftel des angegebenen Sonnenschutzes erreicht.

Abschließend ist der Hinweis auf die Nutzung des UV-Index als Alltagshilfe für die Umsetzung sinnvoll. Dieser kann u.a. über die Seite des Bundesamts für Strahlenschutz abgefragt werden.

Quelle: de Buhr Y, Breitbart EW. Trillium Krebsmedizin 2024; 33: 175-181; DOI: 10.47184/tk.2024.03.1