Chemoinduzierte Neuropathien PRO schlagen klinische Messungen
Chemotherapie-induzierte, periphere Neurotoxizitäten (CIPN) repräsentieren eine der wichtigsten Ursachen für Behandlungsunterbrechungen sowie -abbrüche und können die Lebensqualität noch Jahre später beeinträchtigen. Sie früh zu erkennen, ist essenziell, um Dosisanpassungen vorzunehmen, erinnerte Dr. Tiffany Li von der Universität Sydney. Sie und Kolleg:innen verglichen in einer Studie verschiedene Diagnoseverfahren:
- Patient Reported Outcomes (EORTC-QLQ-CIPN20; FACT/GOG NTX13; PRO-CTCAE)
- sensorische Tests (z.B. Zwei-Punkt-Differenzierung)
- neurologische Messungen (Total Neuropathy Score [TNS], Nervenleitfähigkeit)
Die Wissenschaftler:innen schlossen insgesamt 1.033 Erkrankte an sechs Zentren ein, median 11,6 Monate nach der neurotoxischen Chemotherapie. Die meisten von ihnen hatten Taxane, Platinderivate oder eine Kombination beider Substanzklassen erhalten.
Der Goldstandard
Alle untersuchten Methoden waren in der Lage, zwischen schweren und leichten Formen von CIPN zu differenzieren. Allerdings bestätigte eine Analyse ausschließlich für die untersuchten PRO, dass diese zuverlässig die therapiebedingte Neurotoxizität statt anderer Beschwerden und Einflussfaktoren abbilden. Bei der Sensitivität für frühe Symptome schnitten sie ebenfalls zusammen mit dem TNS am besten ab. Die selbst berichtete Symptomschwere korrelierte zudem gut mit den Ergebnissen sensorischer und neurologischer Untersuchungen.
Alles in allem bilden Patient Reported Outcomes den Goldstandard bei der Bewertung einer Neuropathie, so die Expertin. Sie ergänzte: „Zum Glück sind das auch die Verfahren, die am wenigsten Training und spezialisierte Ausrüstung benötigen, was die Barrieren für die Implementation wirklich reduziert.“ Die Fragebogen ließen sich sofort einführen, um Symptome einer CIPN schneller zu erkennen, frühzeitig die Dosis anzupassen und somit die Langzeitfolgen abzumildern.
Quelle:
Li T et al. 2024 ASCO Annual Meeting; Abstract 12016