Forschung Alterskrankheiten besser verstehen
Ristows Steckenpferd ist die Stoffwechselregulation, vor allem im Hinblick auf altersbedingte Erkrankungen und Lebenserwartung. „Mein Ziel ist es, die dahinterstehenden molekularen Mechanismen besser zu verstehen. Neu entwickelte Therapieansätze und Maßnahmen zur Gesundheitsprävention könnten dann ganz gezielt an den entsprechenden Stoffwechselstellschrauben drehen und so der Entstehung von Krankheiten entgegenwirken.“ Dafür hat er nun die Professur auf Lebenszeit für Experimentelle Endokrinologie und Diabetologie angenommen.
Mit Würmern den Stoffwechselwegen auf der Spur
Um den hochkomplexen Stoffwechselwegen auf den Grund gehen zu können, wird sich Prof. Dr. Ristow nicht nur mit Zellkulturen befassen, sondern auch mit Würmern. Genauer mit Versuchsmodellen des Fadenwurms Caenorhabditis elegans, den die Forschung häufig nutzt. Mit seinem Forschungsteam untersucht er zudem klinisches Probenmaterial und wertet anonymisierte Patientendaten mithilfe moderner computergestützter Methoden aus. Damit lässt sich etwa herausfinden, ob die Einnahme bestimmter Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel dazu führt, dass diese Patient*innen länger gesund bleiben als diejenigen, die andere oder gar keine Medikamente einnehmen.
Endlich wieder zusätzlich klinisch tätig sein
„Ich freue mich, dass ich nach vielen Jahren forschender Tätigkeit nun zusätzlich wieder klinisch tätig sein werde“, sagt der gebürtige Lübecker. „Viele spannende Forschungsfragen, die mir schon lange unter den Nägeln brennen, werde ich nun im klinischen Umfeld der Berliner Universitätsmedizin angehen und translational umsetzen können.“
Zur Person
Michael Ristow, 55, studierte Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte im Bereich Endokrinologie und Diabetes. Seine fünfjährige Facharztausbildung für Innere Medizin, ebenfalls mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetes, begann er 1996 am Universitätsklinikum Köln – Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II. Ein Jahr später ging er als Research Fellow für zwei Jahre an das Joslin Diabetes Center der Harvard Medical School in Boston (USA), im Jahr 2000 schloss er seine Facharztausbildung in Köln ab.
Ab 2001 forschte er für drei Jahre am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam, nach einem Jahr habilitierte er an der Freien Universität Berlin. Danach arbeitete Prof. Dr. Ristow für acht Jahre als Professor für Humanernährung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Von 2013 bis Ende 2022 hatte er die Professur für Energiestoffwechsel am Department für Gesundheitswissenschaften und -technologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (Schweiz) inne. Dort war Prof. Dr. Ristow zudem für zwei Jahre (2018 bis 2020) Direktor des Instituts für Translationale Medizin.
Seine Motivation verbindet er vor allem mit dem sich schnell verändernden demografischen Wandel. Denn heute gebe es eine enorm hohe Lebenserwartung. „Doch häufig beginnt schon mit etwa 60 Jahren eine lange Lebensphase, die bei vielen Menschen von Krankheit geprägt ist“, so Prof. Dr. Ristow. Daher sei es wichtig, „die gesunde Lebenszeit – für den Einzelnen und das Gesundheitssystem – zu verlängern.“ Sein Wunsch: Diesem Ziel mit seiner Forschung einen Schritt näherzukommen.