Fortgeschrittene Niereninsuffizienz RAS-Inhibitoren kann man beibehalten

Autor: Dr. Judith Lorenz

Eine Studie widerlegte die Hypothese, dass Patient:innen mit fortgeschrittener Insuffizienz durch Absetzen von RAS-Inhibitoren profitieren könnten. Eine Studie widerlegte die Hypothese, dass Patient:innen mit fortgeschrittener Insuffizienz durch Absetzen von RAS-Inhibitoren profitieren könnten. © SewcreamStudio – stock.adobe.com

Bei einer leichten oder mäßig starken renalen Funktionsstörung können Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) die Progression bremsen. ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptorblocker senken den Blutdruck, verlangsamen die Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) und reduzieren die Proteinurie.

Es wird allerdings diskutiert, ob Menschen mit fortgeschrittener Insuffizienz von einem Absetzen der RAS-Inhibitoren profitieren. Eine britische Studie widerlegt diese Hypothese. An der Untersuchung nahmen 411 Erwachsene mit einer fortgeschrittenen und progredienten Niereninsuffizienz (mediane eGFR 18 ml/min pro 1,73 m2 Körper­oberfläche) teil. Alle erhielten seit mehr als sechs Monaten einen ACE-Hemmer und/oder Angiotensinrezeptorblocker, berichten Prof. Dr. Sunil Bhandari vom Hull University Teaching Hospitals NHS Trust und Kollegen. Etwa die Hälfte setzte die Medikamente ab (und wechselte auf einen anderen Blutdrucksenker), die übrigen Patienten nahmen sie dagegen weiter ein.

Die Ergebnisse in den Gruppen waren ähnlich

Nach drei Jahren unterschieden sich die Arme bezüglich der eGFR nur unwesentlich. Verschiedene Subgruppenanalysen – z.B. im Hinblick auf Alter, Schwere der Nierenerkrankung oder Vorliegen eines Diabetes – kamen zu demselben Ergebnis. Der Anteil der Patienten, die nach dieser Zeit eine terminale Niereninsuffizienz entwickelt hatten oder eine Nierenersatztherapie brauchten, fiel ebenfalls ähnlich aus, lautet das Fazit der Forschenden. Gleiches galt für die Häufigkeit von Hospitalisierungen, unerwünschten Nebenwirkungen, kardiovaskulären Ereignissen sowie Todesfällen.

Quelle: Bhandari S et al. N Engl J Med 2022; 387: 2021-2032; DOI: 10.1056/NEJMoa2210639