Arthroskopische Schulter-OP Relativ sicher, aber häufig überflüssig

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Ausgewertet wurden fast 300.000 arthroskopische Eingriffe an der Schulter. Ausgewertet wurden fast 300.000 arthroskopische Eingriffe an der Schulter. © smartmediadesign – stock.adobe.com

Immer mehr arthroskopische Schulteroperationen werde durchgeführt. Wie sicher sie sind, überprüften jetzt Forscher anhand der Daten von über 300.000 Eingriffen. Ernste unerwünschte Wirkungen waren bei den Operationen selten. Allerdings wird häufig ohne Evidenz operiert, kritisieren Experten.

Immer mehr Patienten unterziehen sich einer arthroskopischen Schulteroperation. Doch über die Sicherheit dieser Eingriffe ist bisher wenig bekannt. Ein britisches Forscherteam versucht diese Lücke mit einer populationsbasierten Kohortenstudie zu schließen. Ausgewertet wurden fast 300.000 arthro­skopische Eingriffe an der Schulter, die im Rahmen des nationalen britischen Gesundheitsdienstes vorgenommen worden waren. Das Spektrum reichte von der subakromialen Dekompression bis zur glenohumeralen Stabilisierung.

Das Ergebnis spricht für die relative Sicherheit der operativen Strategie: Nur einer von 81 Patienten (1,2 %) musste in den drei Monaten nach der Intervention wegen eines ernsten unerwünschten Ereignisses erneut ins Krankenhaus. Am häufigsten war die Pneumonie, einer von 303 Behandelten erkrankte daran. Lungenembolien traten mit einer Rate von 0,1 % selten auf. Eine erneute Operation im Jahr nach dem Eingriff benötigte einer von 26 Patienten. Auch die Zahl der infektbedingten Reinterventionen war insgesamt gering (einer von 1.111 Operierten). Besonders oft vorgenommen wurden diese nach einer Reparatur der Rotatorenmanschette (einer von 526 Patienten), erklären die Studienautoren um Prof. Dr. Jonathan Rees von der Universität Oxford.

Die Kommentatoren kritisieren die mangelnde Evidenzbasis für die meisten arthoskopischen Eingriffe an der Schulter, darunter auch solche, die häufig durchgeführt werden. Um das Schadenspotenzial zu verringern, sollte man auf Operationen verzichten, die bekanntermaßen oder wahrscheinlich ineffektiv sind, raten Dr. Tuomas Lähdeoja von der Universitätsklinik Helsinki und sein Kollege Teemu Karjalainen aus dem Hospital Nova. Zu diesen zählt auch die subakromiale Dekompression, die bei einem Drittel der Studienpopulation durchgeführt wurde.   

Quellen:
1. Rees JL et al. BMJ 2022;  DOI: 10.1136/bmj-2021-069901
2. Lähdeoja T Karjalainen T BMJ 2022; DOI: 10.1136/bmj.o1571