Pädiatrische Krebserkrankungen Rezidivängste auch bei Erwachsenen ernst nehmen
Viele Krebsüberlebende sorgen sich, dass ihre Erkrankung zurückkehrt. Nimmt diese Furcht Überhand, begünstigt dies u. a. Angst und Depressionen, beeinträchtigt die Lebensqualität und führt zur übermäßigen Inanspruchnahme medizinischer Leistungen.
Bisher ist nur wenig darüber bekannt, wie es sich mit der krebsspezifischen Rezidivangst (Fear of Cancer Recurrence, FCR) nach pädiatrischen Krebserkrankungen verhält. Diese Betroffenen haben als Erwachsene oft ein geringes Rezidivrisiko, aber eine umso höhere Wahrscheinlichkeit für sekundäre Neoplasien. Forschende um Alex Pizzo von der Concordia-Universität in Montréal führten eine Online-Umfrage durch, um Prävalenz und Risikofaktoren der FCR in dieser Population zu ermitteln.
Es beteiligten sich 229 erwachsene Überlebende von Krebserkrankungen im Kindesalter. Sie waren im Schnitt 39,6 Jahre alt und die Diagnose lag durchschnittlich 31,7 Jahre zurück. Am häufigsten handelte es sich dabei um eine Leukämie (34,5 %). 41 % gaben chronische Schmerzen an, 9,2 % hatten ein Rezidiv ihres Primärtumors erlitten und 7,4 % ein Sekundärmalignom entwickelt.
Insgesamt wiesen 16,6 % der Befragten eine klinisch signifikante krebsbezogene Rezidivangst auf und bei weiteren 15,7 % ließ sich diese zumindest als „hoch“ klassifizieren. In einer multivariaten Analyse korrelierten folgende Faktoren mit einer größeren FCR:
- Arbeitslosigkeit
- chronische neurologische Gesundheitsbeschwerden
- Bestrahlung des Beckens
- Amputation oder gliedmaßenschonende OP
- als schlecht empfundener Gesundheitszustand
- hohe Werte für Angst und/oder Depression
Die Wissenschaftler:innen konnten die FCR andererseits nicht mit tatsächlich aufgetreteten Rezidiven oder Zweitmalignomen in Verbindung bringen. Personen mit chronischen Schmerzen beklagten häufiger eine hohe FCR, dies erwies sich in der multivariaten Analyse aber nicht als signifikant.
Screenen und bei Belastung psychologisch intervenieren
Die Autor:innen schlussfolgern, dass etwa ein Drittel der erwachsenen Überlebenden von Krebserkrankungen im Kindesalter an Rezidivängsten leiden, die sie vermutlich in der Bewältigung ihres Alltags beeinträchtigen. Sie empfehlen, routinemäßig darauf zu screenen.
Liegen klinisch relevante Beschwerden vor, so sollten Ärzt:innen diese als Teil der Survivorship-Nachsorge adressieren. Zu den psychologischen Methoden, die sich nach Krebserkrankungen Erwachsener bewährt haben, zählen die kognitive Verhaltenstherapie, akzeptanzbasierte Therapiekonzepte und Mind-Body-Interventionen. Weniger invasive Ansätze wie Psychoedukation oder die Teilnahme an Selbsthilfegruppen könnten wiederum auch präventiv wirken.
Quelle:
Pizzo A et al. JAMA Netw Open 2024; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.36144