Zecken Rikettsien sind nicht nur per Laus unterwegs
Läuse waren historisch unsere ständigen Begleiter. Insbesondere die Kleiderlaus galt als Überträger von Infektionskrankheiten wie dem Fleckfieber, das in Russland zwischen 1918 und 1922 für drei Millionen Todesfälle verantwortlich war. Theoretisch ist eine Ansteckung auch über Kopfläuse denkbar, wenn die hygienischen Bedingungen schlechter werden, glaubt Prof. Dr. Cord Sunderkötter, Direktor der Universitätshautklinik in Halle.
Im Falle eines Mannes erwies sich aber eine Zecke als Überträger des Fleckfiebers. Der Patient, der aus einem einwöchigen Urlaub in der Türkei zurückgekehrt war, stellte sich mit seit sechs Tagen anhaltendem Fieber und einem Exanthem vor und berichtete, dass er zwei Zecken auf der Haut gesehen habe, berichtete Prof. Sunderkötter. Außerdem beklagte der Mann Kopfschmerzen.
Bei entsprechendem Risiko Malaria ausschließen
Die Türkei gilt noch als Malaria-Endemiegebiet. Bei Fieber nach der Rückkehr aus Endemiegebieten sollte man in jedem Fall Malaria ausschließen, empfahl Prof. Sunderkötter. 70 % der Malariakranken entwickeln Kopf- und Gliederschmerzen, was zu den Symptomen des Mannes auch gepasst hätte. Daher riet er in solchen Fällen, über das Labor (EDTA-Blut) noch am selben Tag eine Malariadiagnostik zu starten. Überträger wären allerdings nicht die vom Patienten berichteten Zecken, sondern ein unbemerkter Mückenstich gewesen.
Alle Fälle von Zeckenfieber waren bisher eingeschleppt
Treten akutes Fieber (etwa sieben Tage), Kopfschmerzen, Frösteln und Myalgie in Kombination mit einem Zeckenstich auf, kann es sich auch um Zeckenfieber handeln. Das von Rikettsien ausgelöste Fleckfieber wird durch Läuse und Zecken übertragen. Alle bisher hierzulande bekannt gewordenen Infektionen hatten sich die Betroffenen allerdings nicht in Deutschland eingefangen.
Als typisch gelten eine hämorrhagische Nekrose (Eschar) zusammen mit einem makulopapulösen Exanthem zentripetal, die sich auch bei dem Piloten fanden. Es gibt aber Ausnahmen: Kein Eschar wird beim häufig schwer verlaufenden Rocky-Mountain-Fleckfieber (engl. Rocky Mountain spotted fever, RMSF) und beim Mittelmeerfleckfieber (engl. u.a. israeli spotted fever) berichtet. Häufig kein Exanthem zeigen dagegen das afrikanische Zeckenbissfieber, verursacht durch Rickettsia africae, und das SENLAT*-Syndrom. Die Therapie der Rikettsiose erfolgt antibiotisch.
* scalp eschar and neck lymph adenopathy after a tick bite
Quelle: Kongressbericht 29. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie