Brustkrebs Dicke Luft

ESMO 2023 Autor: Dr. Miriam Sonnet

Die Luftverschmutzung korreliert scheinbar positiv mit dem Risiko für Brustkrebs. Die Luftverschmutzung korreliert scheinbar positiv mit dem Risiko für Brustkrebs. © ST.art – stock.adobe.com

Die Luftverschmutzung stellt ein großes gesundheitliches Problem dar. Im Jahr 2013 stufte die IARC sie als für Menschen karzinogen ein. Der Zusammenhang mit dem Risiko für Lungentumoren ist kausal.

Vermutet wird darüber hinaus eine Verbindung von chronischer NO2- und Feinstaub-Exposition mit Brustkrebs, allerdings liegen hierzu inkonsistente Ergebnisse vor. Diese rühren womöglich aus der alleinigen Messung der Verschmutzung am Wohnort zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Erhebung der Langzeit-Luftverschmutzung an Wohnort und Arbeitsstätte könnte die Realität besser abbilden, erläuterte Prof. Dr. ­Beatrice ­Fervers vom Comprehensive Cancer Center Léon Bérard in Lyon.

Feinstaubpartikel unter 2,5 µg/m3 sind gefährlich

Sie und ihr Team untersuchten die Assoziation zwischen Brustkrebs­risiko und langfristiger Feinstaubexposition sowie NO2-Konzentration in der Luft. Und das sowohl am Wohnort als auch am Arbeitsplatz. Die Teilnehmenden waren zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses im Jahr 1990 zwischen 40 und 65 Jahre alt. Bis 2011 wurden 2.419 Fälle von invasivem Brustkrebs entdeckt. Als Kontrolle selektierten die Forschenden 2.984 zufällig ausgewählte Personen ohne Mammakarzinom.

Das Risiko für Brustkrebs stieg um 28 %, wenn sich die Exposition gegenüber Feinstaub mit einer Partikel-Durchschnittsgröße < 2,5 µg/m3 (PM2,5) um 10 µg/m3 erhöhte. Für die beiden anderen Parameter PM10 und NO2 ergab sich eine nicht signifikante Tendenz, berichtete die Referentin.

Laut einer Pressemitteilung der ESMO forderte die Europäische Kommission im Oktober 2022, das Limit für PM2,5-Partikel in der Luft bis zum Jahr 2030 von 25 µg/m3 auf 10 µg/m3 zu reduzieren.2 Die ESMO selbst drängte auf eine weitere Verringerung auf 5 µg/m3, was den Empfehlungen der WHO entspricht. Im Juni 2023 passte der Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europäischen Parlaments die untere Grenze an; im September 2023 schließlich wurde sie auf das von der ESMO vorgeschlagene jährliche Limit von 5 µg/m3 festgelegt. 

Das eröffne nun die Möglichkeit für interinstitutionelle Verhandlungen zwischen Europäischem Parlament, Europäischer Kommission und Europäischem Rat, um sich auf die finale Richtung zu verständigen, heißt es in der Pressemitteilung abschließend.

Quellen:
1.    Fervers B. ESMO Congress 2023; Vortrag: „Long-term residential and workplace exposure to air pollution and breast cancer risk: A case-control study nested in the French E3N cohort from 1990 to 2011“
2.    Pressemitteilung ESMO