Akute Atemwegsinfekten Schnell übern Berg mit Eukalyptus

Fortbildung , Medizin und Markt Autor: Dr. Angelika Bischoff

Großteil der Antibiotikaverordnungen für Atemwegsinfekte unnötig Großteil der Antibiotikaverordnungen für Atemwegsinfekte unnötig © Volodymyr - stock.adobe.com

In Zusammenhang mit akuten Atemwegsinfekten halten sich einige hartnäckige Irr­tümer. 

Etwa, dass man sich mit kalten Füßen erkältet. Jedoch sind weder eine niedrige Temperatur noch nasskaltes Wetter Auslöser für akute Atemwegsinfekte, erklärte Dr. Justus de Zeeuw, Lungenarztpraxis MVZ Severinsklösterchen, Köln. Versuche haben gezeigt: Setzt man Probanden nach einem 30-minütigen Eiswasserfußbad Erkältungsviren aus, werden sie mit der gleichen Wahrscheinlichkeit infiziert wie Kontrollpersonen mit warmen Füßen. Menschen, die sich in der kalten Jahreszeit viel im Freien bewegen, haben sogar seltener Atemwegsinfektionen als diejenigen, die sich vornehmlich in geheizten Gebäuden aufhalten.

Denn genau der Aufenthalt in Innenräumen ist ein wesentlicher Grund, warum es im Winter öfter zu den lästigen Infekten kommt: Alle hocken zusammen im Warmen und stecken sich gegenseitig an, beschrieb der Referent. Dazu braucht es gar kein Niesen oder Husten: Schon 15 Minuten neben einem Menschen mit Atemwegsinfekt, der weitgehend normal atmet, bieten gute Chancen, sich anzustecken.

Ein zweiter weit verbreiteter Irrglaube ist, dass ein Antibiotikum bei akuten Atemwegsinfekten die Krankheitsdauer verkürzen und die Beschwerden lindern kann. Tatsächlich fühlen sich viele Menschen mit Erkältungsbeschwerden nicht ernst genommen, wenn ihr Arzt ihnen kein derartiges Medikament verschreibt, weiß Dr. de Zeeuw. Viele Kollegen geben dann dem Drängen des Patienten nach und stellen kurzerhand das geforderte Rezept aus.

Dabei bringen diese Medikamente in einer solchen Situation in der Regel überhaupt nichts, da nahezu alle dieser Infekte viral bedingt sind. Vergleicht man entsprechende Daten aus Ländern, in denen bei akuten Erkrankungen der Atemwege bereitwillig antibiotische Therapien verordnet werden, mit denen aus Ländern, in denen diese Substanzen eher restriktiv verschrieben werden, sieht man keine Unterschiede im durchschnittlichen Symptomverlauf. Von den 16,8 Mio. Antibiotikapackungen, die im Jahr 2019 deutschlandweit für Atemwegsinfekte verschrieben wurden, waren rund 80 % unnötig. Diese Zahlen zeigen ein großes Einsparpotenzial, das es zu heben gilt, meinte Dr. de Zeeuw.

Cineol mit schleimlösender und antiinflammatorischer Wirkung

Welche wirksame Option kann man dem Patienten anbieten? Die Symptomdauer eines Atemwegsinfekts lässt sich nachgewiesenermaßen mit Ambroxol verkürzen. Gute Daten gibt es auch für den aus Eukalyptus gewonnenen Wirkstoff 1,8-Cineol. Die Substanz wirkt schleimlösend und antiinflammatorisch, fördert die Zilienaktivität und stillt den Hustenreiz. Es konnte gezeigt werden, dass die Symptomdauer umso deutlicher verkürzt wird, je früher der Erkrankte mit der Einnahme von Cineol beginnt.

Bei Patienten mit schwerem Asthma konnte eine Komedikation mit dem Eukalyptuswirkstoff in einer placebokontrollierten Studie den Bedarf an Steroiden senken. Und bei COPD senkt eine begleitende Therapie mit Cineol über die Wintermonate die Häufigkeit von Exazerbationen. 

Bei Entzündung der Atemwege inhalative Steroide erwägen

Plagt den Patienten nur noch ein nächtlicher Husten, hat man es mit einer infektgetriggerten Hyperreagibilität mit Entzündung der Atemwege zu tun, erklärte Dr. de Zeeuw. Dann sollten für einige Tage inhalative Steroide verordnet werden, und zwar mit der Kodierung J45.99 (Asthma ohne nähere Angaben).

Medical Tribune Frühstücksfortbildung am Freitag, den 16.02.2024 (Webinar), unterstützt von MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH