Topika Schweißdrüsen drücken auf die Tube

Autor: Alexandra Simbrich

In einem Fall in den USA führten Topika bei einer Patientin zu Hyperhidrose. In einem Fall in den USA führten Topika bei einer Patientin zu Hyperhidrose. © vladimirfloyd – stock.adobe.com

Hinter übermäßigem Schwitzen steckt häufig eine Erkrankung oder die Einnahme bestimmter Medikamente. US-amerikanische Kollegen berichten über einen Fall, bei dem die ekkrinen Drüsen ganz anders überstimuliert werden.

Starkes Schwitzen ohne Hitze – dieses Problem führte eine 41-Jährige in die Dermatologie des Riverside Community Hospital in Kalifornien. Die übermäßige Transpiration trat vor allem im Gesicht, an den Handflächen und in den Achselhöhlen auf, berichtet die behandelnde Ärztin Dr. Aislyn Oulee. Die Patientin hatte keinerlei Vorerkrankungen und verneinte sowohl eine Medikamenteneinnahme als auch physikalische Reize wie Hitze, Kälte, Vibration oder Druck als mögliche Auslöser für die starke Schweißproduktion. 

Stattdessen gab sie an, insbesondere nach der Anwendung topischer Produkte, einschließlich Feuchtigkeitscremes und Händedesinfektionsmittel, und gelegentlich stressbedingt stark zu schwitzen. Um die exzessive Transpiration zu vermeiden, hatte die Patientin weitestgehend auf Feuchtigkeitscremes verzichtet. In der Folge hatte sie am ganzen Körper eine leicht trockene Haut entwickelt, die den Ärzten bei der körperlichen Untersuchung auffiel. 

Bei der ersten Vorstellung trug die Frau ein alkoholhaltiges Händedesinfektionsmittel (62 % Ethanol, Wasser, Glycerin, Propylenglykol und Polyacrylsäure) auf und begann unmittelbar nach dessen Anwendung an den Handflächen stark zu schwitzen. Die Ärzte diagnostizierten eine Hyperhidrose und verschrieben der Frau eine orale systemische Therapie mit 1–2 mg Glycopyrrolat (Glycopyrronium), das sie zur Kontrolle der Symptome jeden Morgen einnehmen sollte. Nach einem Monat stellte sie sich zur Nachkontrolle vor und berichtete, dass das krankhafte Schwitzen unter dem Anticholinergikum nicht wesentlich weniger geworden war. 

Die Ärzte versuchten, die Schweißproduktion durch physikalische Reize (z.B. mit Hitze, Kälte, Nadelstichen und Vibration) zu provozieren, jedoch ohne Erfolg. Für ein schweißtreibendes Ergebnis sorgte jedoch eine parfümfreie Feuchtigkeitscreme mit Hyaluronsäure und Ceramiden: Innerhalb von 30 Sekunden nach dem Auftragen kam es zu massivem Schwitzen an beiden Handflächen.

Eine solche reaktive Form der Hyperhidrose wurde bisher nicht beschrieben, so die Autoren. Sie nehmen an, dass manche chemische Inhaltsstoffe von Topika kutane Thermorezeptoren stimulieren können. Diese aktivieren den Sympathikus, der Acetylcholin als Aktivator der ekkrinen Schweißdrüsen freisetzt. Damit könnte ihr Fall das Wissen um die Pathophysiologie der Hyperhidrose erweitern.

Quelle: Oulee A et al. J Clin Aesthet Dermatol 2024; 17: 6