Sedativa: Im Krankenhaus wird keiner abhängig gemacht
Benzodiazepine und Z-Substanzen gehören in Kliniken quasi zum Standardrepertoire. Vor dem Hintergrund von Gewöhnung und Entzugsproblematik schauten sich Thomas Grimmsmann vom MDK und Kollegen nun die ambulanten Verordnungszahlen nach Entlassung an. Sie analysierten die Daten von 181 037 Patienten, die an insgesamt 127 Krankenhäusern in Deutschland behandelt worden waren.
Obwohl Benzos und Z-Substanzen in Krankenhäusern häufig gegeben werden, hat das langfristig offenbar keinen Einfluss auf das Verordnungsverhalten der niedergelassenen Ärzte: Lediglich 0,6 % der vor dem Aufenthalt sedativanaiven Patienten erhielten nach der Entlassung ein entsprechendes Rezept. 3,1 % der Personen lösten innerhalb von 50 Tagen vor der stationären Behandlung ein Rezept ein, bis zu 50 Tage nach der Krankenhausentlassung waren es 3,6 %. Weitere 50 Tage später sank dieser Anteil wieder auf das Ausgangsniveau.
Mehr kurz als lang wirksame Benzos nach Entlassung
Unter den Patienten, die regelmäßig ein Benzodiazepin nahmen, gab es laut den Autoren sogar einen begrüßenswerten Effekt. Vor dem Klinikaufenthalt lag der Anteil kurz wirksamer und lang wirksamer Substanzen bei 38,0 % bzw. 40,3 %. Nach der Entlassung war eine Verschiebung zugunsten der kurz wirksamen Benzos zu verzeichnen (44,4 % vs. 34,4 %).
Grimmsmann T et al. Swiss Med Wkly 2018; 148: w14590