Krebsgefahr So beeinflussen Interleukin-Inhibitoren das Risiko für Malignitäten
Epidemiologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass Patienten mit Psoriasis ein erhöhtes Krebsrisiko aufweisen. Dies könnte durch die chronische Entzündung bedingt sein – möglicherweise aber auch durch die immunmodulierende Therapie mit Biologika. Dr. Khalaf Kridin vom Institut für experimentelle Dermatologie an der Universität von Lübeck und sein Team wollen daher herausfinden, welchen Einfluss die neueren IL-23- und IL-17-Inhibitoren bei Patienten mit Psoriasis u.a. im Vergleich zu TNF-Hemmern (s. Kasten) auf das Krebsrisiko nehmen.
Warum der Anti-TNF-Vergleich?
TNF-Blocker werden seit etwa zwei Jahrzehnten bei Psoriasis eingesetzt, daher ist die Menge an verfügbaren Daten für diese Biologika groß. Laut bisheriger Studien wurde für Psoriasispatienten unter TNF-Blockade nur in der Metaanalyse von Peleva et al. 2018 und ausschließlich für NMSC ein leicht erhöhtes Risiko beobachtet im Vergleich zur US-Bevölkerung bzw. Rheumapatienten unter Anti-TNF-Therapie. In zwei weiteren Studien zeigte sich spezifisch für Psoriasis keine Risikosteigerung durch die TNF-Blockade (Dommasch et al. 2011) bzw. Biologikatherapie (Garcia-Doval et al. 2018, Psonet-Auswertung) – für keine untersuchte Krebsentität.
Dazu verglichen sie über fünf Jahre die Krebsinzidenz von Patienten, die man neu auf IL-23-Inhibitoren (n = 15.331) oder IL-17-Inhibitoren (n = 5.832) eingestellt hatte mit jeweils ebenso vielen gematchten Kontrollen, die eine Anti-TNF-Therapie begonnen hatten. Eine weitere Vergleichsgruppe bildeten Patienten ohne bisherige Biologika-Therapie.
Unterm Strich hatten Patienten im Vergleich zu den TNF-Blockern im Falle einer IL-17- und IL-23-Inhibition ein deutlich geringeres Risiko hinsichtlich verschiedener Krebsentitäten, schreiben die Wissenschaftler. Die IL-17-Blockade ließ sich mit einem verminderten Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome (Hazard Ratio, HR 0,58), Kolorektalkarzinome (HR 0,68), hepatobiliäre Karzinome (HR 0,68), Ovarialkarzinome (HR 0,48), Melanome (HR 0,52) und Basalzellkarzinome (HR 0,57) assoziieren.
Die Therapie mit IL-23-Inhibitotoren war mit einem geringeren Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome (HR 0,39), hepatobiliäre Karzinome (HR 0,44) und BCC (HR 0,76) assoziiert. Das Risiko für Schilddrüsenkarzinome lag je nach Follow-up unter der Behandlung ebenfalls niedriger. Auch im Vergleich zu den Biologikanaiven war das Krebsrisiko unter IL-17- und IL-23-Inhibitoren deutlich reduziert.
Bei Psoriasis eingesetzte Biologika verhalten sich offensichtlich unterschiedlich hinsichtlich des Krebsrisikos, schlussfolgern die Autoren. Es existieren Hinweise darauf, dass IL-17 in die Tumorgenese involviert ist. Das geringere Malignomrisiko unter IL-17-Inhibition könnte ihrer Meinung nach auf diesen Umstand zurückzuführen sein. In präklinischen Krebsmodellen wurde gezeigt, dass eine IL-17-Inhibiton u.a. eine Metastasierung aufhält und das Ansprechen auf eine Radio- oder Chemotherapie verbessert.
Auch IL-23 scheint einen tumorfördernden Effekt zu haben und seine Suppression führte in Tierversuchen zur Eliminierung residualer Tumorzellen. Vor diesem Hintergrund könnte eine sinnvolle Strategie sein, Psoriasispatienten mit einem erhöhten Malignomrisiko bevorzugt mit IL-17- und IL-23-Inhibitoren zu behandeln, so das Fazit der Autoren. Schwere und klinische Charakteristika der Psoriasis sowie der Krebserkrankungen wurden in dem Datensatz allerdings nicht berücksichtigt.
Quelle: Kridin K et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; DOI: 10.1111/jdv.19520