Typ-2-Diabetes Jung, schizophren und zuckerkrank
Etwa 29 % der Weltbevölkerung erkranken einmal in ihrem Leben an einem psychischen Leiden. Neben der mentalen Last gehen damit weitere gesundheitliche Gefährdungen einher. Zum Beispiel besteht ein höheres Risiko für einen Typ-2-Diabetes, was aber bislang nur an einzelnen psychiatrischen Erkrankungen erforscht wurde.
Nanna Lindekilde vom Department for Psychology an der University of Southern Denmark, Odense, und ihre Kollegen nahmen sich nun der Frage an, wie sich psychische Erkrankungen insgesamt (F00–F99 nach ICD-10) und zehn definierte Kategorien (u.a. Schizophrenien, Verhaltensstörungen) auf die Gefahr für einen Typ-2-Diabetes auswirken.
Dafür werteten sie die Daten von 5 Millionen Erwachsenen aus, die zwischen 1995 und 2018 in den Registern des dänischen Gesundheitssystems erfasst worden waren. Menschen, die vor Studieneintritt bereits an Diabetes gelitten hatten oder im ersten Jahr daran erkrankten, bezogen sie nicht ein. Im Beobachtungszeitraum wurden 10 % der Teilnehmer ambulant oder stationär in einer psychiatrischen Klinik behandelt, 7 % erkrankten an einem Typ-2-Diabetes. Für psychisch erkrankte Männer war das Risiko dafür um 47 % größer, für Frauen um 65 % als für die gesunde Kontrollgruppe. Alle zehn betrachteten diagnostischen Untergruppen hatten ein erhöhtes Risiko und in allen außer Essstörungen betraf es mehr Frauen als Männer.
Besonders groß war die Gefahr für Patienten beider Geschlechter mit Schizophrenie und Verhaltensstörungen, sie erkrankten jeweils etwa doppelt so oft am Diabetes. Die größten Unterschiede in den Inzidenzraten fanden sich bei Jüngeren (< 50 Jahre), mit zunehmenden Alter glichen sie sich allmählich an.
Als Grund für die erhöhte Gefährdung jüngerer Psychiatriepatienten vermuten die Wissenschaftler u.a. einen ungesünderen Lebensstil. Die Einnahme von Psychopharmaka könnte ebenfalls eine Rolle spielen, da sie oft mit einer deutlichen Gewichtszunahme einhergehen. Möglich sind auch Einflüsse durch genetische Faktoren oder chronischen Stress.
Quelle: Lindekilde N et al. Diabetes Care 2022; DOI: 10.2337/dc21-1864