Strategien gegen medikamenteninduzierte Kopfschmerzen
Wer episodische Kopfschmerzen zu häufig mit Tabletten bekämpft, riskiert, dass die Beschwerden chronifizieren. Um sie dann wieder loszuwerden, braucht man die richtige Therapie. Dabei reichen die Empfehlungen vom mindestens zweimonatigen Entzug plus anschließender Prävention mit Edukation und alternativen Medikamenten über Entzug mit gleichzeitiger Prophylaxe bis hin zu rein vorbeugenden Ansätzen. Welches Vorgehen am besten wirkt, haben nun dänische Forscher in einer Studie mit 120 Betroffenen untersucht – und sprechen sich für die zeitgleiche Kombi aus Entzug und Prävention aus. Effektiv waren aber alle Methoden.
Wie Dr. Louise Carlsen und ihre Kollegen vom Rigshospitalet Glostrup berichten, reduzierten über die Dauer von sechs Monaten alle drei Therapieansätze Häufigkeit und Stärke der Schmerzen. Die Zahl der Schmerztage pro Monat ging um etwa neun bis zwölf Tage zurück, was bei 36–55 % der Patienten mindestens einer Halbierung, also einer Remission, entsprach. Die monatlichen Migränetage nahmen von median acht Tagen um knapp drei bis fünf Tage ab. Auch die Schmerzintensität verringerte sich: von ursprünglich etwa 50 von 90 möglichen Punkten um 21 bis 28 Punkte.
Während der ersten zwei Monate zügelten alle Patienten in den Entzugsgruppen ihren Analgetikakonsum, sodass kein Übergebrauch mehr stattfand. Fast sechs von zehn schafften es, ganz darauf zu verzichten.
Medikamentengebrauch um 14 Tage pro Monat reduziert
Nicht alle hielten das bis zum Ende durch. Nach einem halben Jahr hatten die Tage mit Medikamentengebrauch um durchschnittlich 14–15 pro Monat abgenommen, bei den rein präventiv Behandelten waren es elf Tage. Auch wenn sich die genannten Ergebnisse statistisch nicht unterschieden, schnitt die Kombi aus Entzug plus gleichzeitiger Prophylaxe stets am besten ab. Deutlich die Nase vorn hatte sie in zwei Aspekten: Gegenüber dem Entzug mit nachfolgender Prävention war es mit ihr 1,8-mal wahrscheinlicher, den chronischen Schmerz wieder in einen episodischen umzuwandeln. Außerdem erhöhte sie gegenüber der alleinigen Prävention die Chancen für eine Heilung vom medikamenteninduzierten Kopfschmerz um 30 %.
Quelle: Carlsen LN et al. JAMA Neurol 2020; e201179; DOI: 10.1001/jamaneurol.2020.1179