Folgen der radikalen Prostatektomie Studie erfasste die Gesundheitsprobleme bei Langzeitüberlebenden
Kolleginnen und Kollegen des Universitätsklinikums Rechts der Isar in München kontaktierten postalisch 5.652 Langzeitüberlebende. Von diesen schickten rund 56 % den zugesandten Fragebogen vollständig ausgefüllt zurück. Dieser umfasste u. a. die deutsche Version des SCQ* (SCQ-D). Dabei handelt es sich um ein Selbsteinschätzungsinstrument, das 13 definierte Krankheiten bzw. Gesundheitsprobleme in den Kategorien „Problem“, „Behandlung“ und „Beeinträchtigung“ erfasst. Außerdem gibt es drei Freitextfelder, in denen weitere gesundheitliche Schwierigkeiten genannt und beurteilt werden können.
Zum Zeitpunkt der Befragung betrug das durchschnittliche Alter der Patienten 79,5 Jahre, ihre Prostata-OP lag im Durchschnitt 17,4 Jahre zurück. Jeder Zehnte befand sich noch in Therapie, fast immer handelte es sich um eine Androgendeprivation, berichtet das Autorenteam um den Urologen Dr. Tobiasz Klorek. Angesichts der hohen Altersstruktur wenig überraschend gaben die Studienteilnehmer im Mittel drei Gesundheitsprobleme an, wobei hoher Blutdruck, Rückenschmerzen, Arthrose und Herzprobleme am häufigsten genannt wurden. Auf Rang fünf rangierte Krebs. Von ihrer Krankheit beeinträchtigt fühlten sich jeweils rund 54 % der Rückenschmerz- und Arthrosepatienten, 28 % der Herz- und 31 % der Krebskranken, aber nur wenige Hypertoniker (8,5 %).
In den Freitextantworten wurden mit 6,1 % urologische Probleme am häufigsten genannt. Diese umfassten u. a. Inkontinenz (4,8 %), Reizblase/starker Harndrang (1,1 %) und erektile Dysfunktion (0,5 %). Für einen Großteil der Patienten gingen sie mit subjektiven Beeinträchtigungen im Alltag einher. So litten z. B. 47 % der Betroffenen unter ihrer erektilen Dysfunktion und knapp 75 % unter ihrer Inkontinenz.
Abhängig von der Evaluationsmethode waren in anderen Studien bis zu 29 % der Prostatektomierten von Inkontinenz und 60–70 % von erektiler Dysfunktion betroffen. Die relativ niedrigen Prävalenzzahlen in der aktuellen Arbeit könnten der Methodik geschuldet sein, schreibt das Autorenteam. Möglicherweise erfasse der SCQ-D urologische Probleme nicht ausreichend. Für die breitere Anwendung bei älteren Patienten in der Nachsorge sei daher die Erweiterung des Fragebogens um spezifische urologische Items wie Inkontinenz, Blasenprobleme und erektile Dysfunktion sinnvoll.
* Self-Administered Comorbidity Questionnaire
Quellen: Klorek T et al. Urologie 2024; doi: 10.1007/s00120-024-02441-0