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Kinder als Patienten Tricks gegen Impfschmerz

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Es tut eben doch manchmal weh: Fast jedes Kind hat erst einmal Angst vor Spritzen. Es tut eben doch manchmal weh: Fast jedes Kind hat erst einmal Angst vor Spritzen. © Imgorthand/gettyimages
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Schmerzen beim Impfen lassen sich kaum vermeiden. Aber einfache Maßnahmen können Eltern und Kindern einigen Stress ersparen. Ein Pädiater erläutert, worauf es ankommt.

Die im Kindesalter erlittenen Impfschmerzen können Ängste vor Arztbesuchen und Spritzen auslösen, die im ungünstigsten Fall ein Leben lang fortbestehen. Daher ist es besonders wichtig, bei jungen Patienten solche Beschwerden zu minimieren, schreibt der Kinderarzt Guido Judex aus Regensburg.

Das fängt schon bei der Beratung an. Falsche Aussagen wie „Das tut überhaupt nicht weh“ sind zu vermeiden. Wenn die Eltern dem Kind versprochen haben, es gebe „heute keinen Piks“, rät der Pädiater sogar zur Verschiebung des Impf­termins. Andernfalls verspiele man das wertvolle Vertrauen des Kindes.

Die meisten Vakzinen sind intra­muskulär zu geben. Nur für die Impfungen gegen Masern, Mumps, ­Röteln und Varizellen sieht die STIKO­ eine subkutane Applikation vor. Die Injektion kann aber auch in den Muskel erfolgen. Für die Injektion gilt der Musculus deltoideus­ als erste Wahl. Alternativ, falls der Delta­muskel noch zu klein ist – wie bei Säuglingen oft der Fall –, empfiehlt der Kollege den M. vastus­ lateralis­ des M. quadriceps. In diesem Bereich besteht eine recht geringe Gefahr einer Nerven- oder Gefäßverletzung.

Wenn nötig beugt Eisspray den Impfbeschwerden vor

Lokale schmerzstillende Medikamente wie lidocainhaltige Cremes sind weder erforderlich noch sinnvoll. Wegen der langen Einwirkzeit der Pflaster von mindestens 30–60 Minuten steigern sie die psychische Anspannung der Kinder eher noch weiter. Zudem rührt der Schmerz nicht von der Injektion her, sondern von der Wirkung des Vakzins­ im Muskel. Bei Bedarf eignet sich Eisspray als Alternative zur Creme. Nach dem Aufsprühen kann umgehend geimpft werden.

Am besten versucht man, den Eltern schon in Vorgesprächen, z.B. bei der U3, mögliche Ängste zu nehmen und Fragen zu beantworten. Denn gehen sie selbst gelassen an das Thema heran, beruhigt das auch die Kinder. Im Säuglingsalter lindert das Nuckeln am Schnuller den Schmerz. Gestillte Babys können während der Impfung angelegt werden. Bei Kindern unter zwei Jahren verringert das Trinken von 2 ml einer 25%igen Glukose­lösung oder einer anderen süßen Flüssigkeit 1–2 Minuten vor der Impfung die Beschwerden. ­Rotavirusvakzine enthalten Saccharose. Deshalb sollten sie, wenn mehrere Impfungen geplant sind, als erste verabreicht werden.

Ist die Körperhaltung ent­spannt, führt das ebenfalls zu weniger  Schmerzen. Deshalb kann man den jungen Patienten empfehlen, den Arm lockerzulassen „wie Wackelpudding“. Unter Dreijährige sitzen am besten auf dem Schoß oder werden im Arm gehalten, ältere Kinder und Jugendliche sollten aufrecht sitzen. Der M. deltoideus ist am lockersten, wenn der Arm gebeugt ist und die Hand mit abgespreiztem Daumen am Becken abgestützt wird. Kinder, die zu Synkopen neigen, werden am besten im Liegen geimpft.

Als Nadellänge sind für Säuglinge unter zwei Monaten 15 mm ideal, bei älteren Säuglingen und Kleinkindern 25 mm, im Jugend­alter sind es 25–40 mm. Bei mehreren Impfungen sollte die schmerzhafteste zuletzt verabreicht werden. Besonders beschwerdeträchtig kann die Pneumokokkenimpfung sein. Generell gilt: Eine zügige Injektion reduziert den Schmerz.

Quelle: Judex G. Bayerisches Ärzteblatt 2023; 78: 164-165