Wenn kleine Lungen pfeifen Ursachensuche von Fehlbildungen und Fremdkörpern bis zur zystischen Fibrose

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Giemen bei Kleinkindern kann harmlose Ursachen haben – oder lebensbedrohlich sein. Giemen bei Kleinkindern kann harmlose Ursachen haben – oder lebensbedrohlich sein. © zilvergolf - stock.adobe.com

Pfeifende Atemgeräusche bei Kleinkindern kann verschiedensten Ursachen haben – nicht nur Asthma bronchiale und obstruktive Bronchitis sollten in Betracht gezogen werden. Fehlbildungen, Fremdkörper oder chronische Erkrankungen stehen häufig dahinter. Frühzeitige Diagnose durch Bronchoskopie und Bildgebung ist entscheidend, um schwere Komplikationen zu verhindern. 

Giemen bei Kleinkindern kann harmlose Ursachen haben – oder lebensbedrohlich sein. Welche wichtigen Differenzialdiagnosen müssen beachtet werden, um schwerwiegende Folgen für die kleinen Patienten zu verhindern? Eine mögliche Ursache des pfeifenden Geräuschs sind angeborene Fehlbildungen der Atemwege. Diese machen sich oft schon direkt nach der Geburt oder in den ersten Lebensmonaten bemerkbar, können aber auch langfristig oder zeitlebens asymptomatisch bleiben. Typische Beispiele sind laryngopharyngeale Spalten und ösophagotracheale oder -bronchiale Fisteln. Einen Hinweis gibt das Auftreten von Husten und Dyspnoe mit oder ohne Zyanoseattacken beim Füttern. Zusätzlich bestehen nicht selten andere Malformationen wie Ösophagusatresie und Herzfehler. Die Diagnose gelingt mittels Röntgen-Breischluck-Untersuchung und Laryngobronchoskopie, die Echokardiografie ermöglicht den Ausschluss eines kardialen Vitiums

Potenziell tödlich verläuft die Fremdkörperaspiration. Das Ereignis wird jedoch nur in 50–60 % der Fälle beobachtet, was die Diagnosestellung gefährlich verzögern kann. Betroffene Kinder husten zunächst meist stark, leiden an Luftnot und fallen je nach Position des Corpus alienum durch Stridor oder Giemen auf. Bei der Auskultation kann das Atemgeräusch seitengleich und unauffällig oder einseitig abgeschwächt sein. Auch ein einseitiges Giemen ist möglich. Wenn der Fremdkörper seine Lage verändert, können diese Befunde wechselnd mal rechts, mal links erhoben werden. Sicherheitshalber muss jedes Kind, bei dem man eine Fremdkörperaspiration vermutet oder differenzialdiagnostisch erwägt, bronchoskopiert werden, betonen PD Dr. Nikolaus Schwerk von der Medizinischen Hochschulle Hannover und PD Dr. Tobias Ankermann vom Städtischen Krankenhaus Kiel. 

Als weitere Differenzialdiagnose sollte man an die protrahierte bakterielle Bronchitis (PBB) denken. Sie ist der häufigste Grund für einen chronisch feuchten Husten im Kleinkindalter. Dieser tritt über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen auf – ohne erkennbare andere Ursache wie z. B. eine akute Infektion. Die Betroffenen sind abgesehen von Husten und Giemen unbeeinträchtigt. Sie zeigen weder Fieber noch erhöhte Entzündungsparameter. Als Alternative sollte immer ein lmmundefekt ausgeschlossen werden. Wenn die Symptome im Säuglingsalter beginnen, sollten eine zystische Fibrose (CF) und eine primäre ziliäre Dyskinesie (PCD) abgeklärt werden. Unbehandelt kann die PBB zur Destruktion von Lungengewebe und Bildung von Bronchiektasen führen. 

Ebenso wie CF und PCD lösen auch Non-CF-Bronchiektasen eventuell einen pfeifenden Ronchus aus. Allen drei gemeinsam ist die verminderte mukoziliäre Clearance mit chronischer Sekretretention und anhaltendem feuchtem Husten. Verdächtig ist eine Obstruktion, die auf die übliche Asthmatherapie nicht anspricht. Allerdings zeigen manche nach der Inhalation von Bronchodilatatoren eine partielle Verbesserung, was als Asthma fehlgedeutet wird. 

Die meisten CF-Fälle werden dank des Neugeborenenscreenings heute bereits kurz nach der Geburt erkannt, dieses ergibt jedoch bei ca. 5 % der Betroffenen einen falsch-negativen Befund. Bei der primären ziliären Dyskinesie beginnt der Husten fast immer in den ersten Lebenstagen. Etwa 20–30 % leiden bei der Geburt an einem Atemnotsyndrom, das vielfach als Pneumonie verkannt wird. Rund 50 % haben einen Situs inversus, 10 % einen Herzfehler. Die Non-CF-Bronchiektasen sind zu 60 % im Röntgenbild nicht erkennbar, im Verdachtsfall ist eine CT erforderlich.

Quelle: Schwerk N, Ankermann T. Monatschr Kinderheilkd 2024; 172: 1058-1071; DOI: 10.1007/s00112-024-02072-x