INN-Nomenklatur Vier neu geschaffene Suffixe sollen nun zur Unterscheidung dienen
Die Endung -mab für „monoklonaler Antikörper“ sollte abgelöst werden, um Verwechslungsgefahr zwischen Präparaten alter und neuer Nomenklatur zu vermeiden. Das entschieden Expert:innen bereits Ende 2021 während der 73. INN-Konsultation. Seitdem fallen neu benannte therapeutische Immunglobuline stattdessen in eine der folgenden vier Kategorien:
- -tug beschreibt Antikörper (monospezifisch, full-length), deren konstante Regionen unmodifiziert sind und aus jeweils einem einzelnen, natürlich vorkommenden Allel hervorgehen. Außerdem tragen sie identische CDR*, die dieselben Epitope binden. Zu dieser Gruppe gehören neben natürlich vorkommenden auch chimäre und humanisierte Immunglobuline. Herkunftsspezies und Ig-Klasse spielen keine Rolle.
- -bart findet dann Anwendung, wenn die konstante Region künstliche Veränderungen der Aminosäuresequenz enthält, zum Beispiel für eine veränderte Komplementbindung. Ansonsten gelten dieselben Kriterien.
- -ment umfasst monospezifische Fragmente, die nicht zu den ersten beiden Kategorien zählen. Sie enthalten mindestens eine variable Ig-Domäne, die zur Bindung beiträgt. Die konstante Region kann teilweise oder vollständig fehlen.
- -mig steht für „multispezifisches Immunglobulin“. In diese Klasse fallen alle bi- und multispezifischen Antikörper, unabhängig von ihren sonstigen Eigenschaften. Das Suffix trifft allerdings nur zu, wenn getrennte Bindestellen involviert sind, aber nicht, wenn es sich um die Kreuzreaktivität einer einzelnen CDR handelt.
Diese Nomenklaturregeln gelten auch für ADC. Immunglobulin-Fusionen fallen hingegen ausschließlich darunter, wenn beide Komponenten eine variable Ig-Domäne enthalten. Beispielsweise enden die Namen von Antikörper-Zytokin-Verbindungen weiterhin auf -fusp.
Unabhängig davon erweiterte das Komitee die Liste der verfügbaren Zwischensilben. Diese kennzeichnen wie gehabt die Zielstrukturen therapeutischer Immunglobuline. Zukünftig steht -ler- für Allergene, -sto- für Immunstimulation und -pru- für Immunsuppression. Das Infix -ki- fasst Präparate zusammen, die sich gegen Zytokine oder deren Rezeptoren richten.
* complementarity-determining region
Quelle:
Pressemitteilung – WHO