Hausgemachte Hirngefahr Vorsicht mit Antibiotika kurz nach der Geburt

Autor: Sabine Mattes / Maximilian Rossol

Ungefähr jedes zweite Kind kam bereits im Mutterleib oder in den ersten sechs Monaten mit Antibiotika in Berührung. Ungefähr jedes zweite Kind kam bereits im Mutterleib oder in den ersten sechs Monaten mit Antibiotika in Berührung. © pentolo - Stock.adobe.com (generiert mit Ki)

Vorsicht mit Antibiotika bei Säuglingen: Ihre Gabe ist mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung späterer Epilepsien assoziiert.

Im Mutterleib und in einem Alter von bis zu sechs Monaten befindet sich die kindliche Darmflora in einer kritischen Entwicklungsphase. Es gibt Hinweise darauf, dass  frühe Schädigungen des Mikrobioms mit neurologischen Entwicklungsstörungen im Kindesalter wie Autismus, geistigen Behinderungen, Sprachentwicklungsstörungen und Epilepsie zusammenhängen. Wie sich ein prä- oder postnataler Antibiotikakontakt auswirkt, untersuchte ein Forscherteam um Dr. Ahhyung Choi, Sungkyunkwan University in Suwon, an 3,5 Mio. zwischen 2009 und 2020 geborenen Kindern.

Nach Antibiotika häufiger Epilepsie

Der pränatale Anbiotikakontakt erhöhte das Risiko für die genannten neurologischen Erkrankungen nicht. Erhielten jedoch Säuglinge in einem Alter von bis zu sechs Monaten Antibiotika, litten sie häufiger an Epilepsie (Hazard Ratio 1,13). Antibiotikagebrauch in den ersten zwei Lebensmonaten oder über mehr als 15 Tage hinweg erhöhte zudem die Wahrscheinlichkeit für Entwicklungsstörungen geringfügig.

Ungefähr jedes zweite Kind kam bereits im Mutterleib oder in den ersten sechs Monaten mit Antibiotika in Berührung. Oft wurden sie bei Atemwegsinfektionen verordnet – mit fraglichem Nutzen, denn Verschreibungen erfolgten auch bei viralen Infektionen. Jeder Antibiotikaeinsatz bei Schwangeren und Säuglingen sei aber sorgfältig abzuwägen und so kurz wie nötig zu halten, so die Forschenden

Quelle: Choi A et al. BMJ 2024; 385: e076885; doi: 10.1163/mbj-2023-076885