Waffeln und Eiersalat gegen Hühnerei-Allergie – durcherhitzte Produkte können helfen
Ob sie den Kuchenteig nur abschmecken wollte oder bei seinem Anblick nicht widerstehen konnte: Ihr Naschen bescherte einer Patientin jedenfalls eine Nacht auf der Intensivstation. Dabei kam es nach eigenen Angaben bereits früher zu gastrointestinalen Beschwerden nach dem Verzehr roher Eier sowie juckenden Händen beim Kontakt. Im aktuellen Fall musste sie jedoch so stark husten – Larynxödem und Dyspnoe inklusive – dass ein Notarzt anrücken musste.
Aus der späteren Anamnese im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Lübeck ging hervor, dass multiple Sensibilisierungen gegenüber Fosfomycin und Penicillinen, Zinkoxid sowie respiratorischen Allergenen (Milbe, Frühblüher-, Gräser- und Getreidepollen) vorliegen.
Sensibilisierung nur gegen hitzelabile Bestandteile
Eine neuerliche Pricktestung ergab zusätzlich eine Sensibilisierung gegen Kuhmilch und Hühnerei (gesamt + Eigelb). Letztere beschränkte sich jedoch auf die hitzelabilen Komponenten, das hitzestabile Eiweiß Ovomucoid vertrug die Patientin. Weil sie zudem nicht komplett auf Hühnerei verzichten mochte, entschieden sich Dr. Bálint Kovács und Privatdozent Dr. Andreas Recke für eine spezifische orale Toleranzinduktion (SOTI) mit Waffeln, gekochten Eiern und Eiersalat. Durcherhitzte Nahrungsmittel verringern die Gefahr von anaphylaktischen Reaktionen, die bei einer SOTI auftreten können, schreiben die Autoren. Eine zweite Möglichkeit besteht in der gleichzeitigen Gabe von Omalizumab.
Gekochtes Ei bereitete anfangs Probleme
Die Waffeln wurden von der Frau gut vertragen. Als nach drei Wochen allerdings gekochte Eier auf dem Speiseplan standen, kam es zu einer Halsschwellung mit Dyspnoe und thorakalem Engegefühl. Deshalb wechselte die Patientin eigenmächtig zu Eiersalat. Nach fünf Wochen traute sie sich wieder an kleinere Mengen gekaufter gekochter Eier, die sie gut tolerierte. Anfängliche Beschwerden wie Bauchschmerzen und leichte Schwellungen an Zunge und Larynx gingen vier Monate nach Start der SOTI deutlich zurück. Unklar bleibt, ob der protektive Effekt auch ohne SOTI anhält. Deswegen haben sich die Ärzte entschieden, die Therapie dauerhaft fortzusetzen.
Quelle: Kovács B, Recke A. Akt. Dermatol 2020; 46: 56-58; DOI: 10.1055/a-1015-5007