Lupus und schwanger Wann droht Gefahr für Mutter und Kind?

Autor: Dr. Sonja Kempinski

Früher riet man SLE-Patientinnen aufgrund der möglichen schwerwiegenden maternalen und neonatalen Komplikationen eher von einer Schwangerschaft ab. Früher riet man SLE-Patientinnen aufgrund der möglichen schwerwiegenden maternalen und neonatalen Komplikationen eher von einer Schwangerschaft ab. © Maksym - stock.adobe.com

Patientinnen mit systemischem Lupus erythematodes drohen bei einer Schwangerschaft das Aufflackern ihrer Erkrankung, Frühgeburt und Präeklampsie. Doch welche Risikofaktoren erhöhen die Gefahr für solche Komplikationen?

Der systemische Lupus erythematodes (SLE) trifft vor allem Frauen im gebärfähigen Alter. Früher riet man SLE-Patientinnen aufgrund der möglichen schwerwiegenden maternalen und neonatalen Komplikationen eher von einer Schwangerschaft ab. Inzwischen haben sich durch die effektivere SLE-Therapie und die Fortschritte in der perinatalen Betreuung die Schwangerschaftsergebnisse deutlich verbessert.

Wichtig bei der Behandlung von SLE-Patientinnen mit Kinderwunsch ist die präkonzeptionelle Beratung samt Einschätzung potenzieller Risikofaktoren. Welche das sind, hat eine niederländische Arbeitsgruppe um Merlijn Wind, Leiden University Medical Centre, anhand von 72 Studien mit insgesamt 10.355 Schwangerschaften bei 8.065 SLE-Patientinnen analysiert. Untersucht wurde der Einfluss diverser Risikofaktoren auf Lebendgeburt, Präeklampsie, Frühgeburt, Schwangerschaftsverlust vor und nach 20 Schwangerschaftswochen sowie SLE-Schübe.

Nach Lupusnephritis steigt das Komplikationsrisiko 

Von besonders großem Einfluss war eine frühere Lupusnephritis. Sie senkte die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt um 38 %, verdoppelte das Risiko für eine Frühgeburt und verdreifachte es für eine Präeklampsie (Odds Ratio, OR, 0,62 bzw. 2,00 bzw. 3,11). Auch eine chronische Hypertonie war gefährlich. Sie erhöhte das Risiko für Krankheitsschübe und Frühgeburten um etwa das Zweieinhalbfache, das für Präeklampsie um das fast Sechsfache (OR 2,50, 2,65 und 5,86).

Eine erhöhte Krankheitsaktivität bei oder vor der Empfängnis schlug mit einem gesteigerten Risiko für Frühgeburt und Präeklampsie zu Buche (OR 2,91 bzw. 2,32). Als besonders riskant für das Ungeborene erwies sich erwartungsgemäß das Vorliegen eines sekundären Antiphospholipidsyndroms bei der Mutter: Die Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt war um 60 % verringert (OR 0,40), das Risiko für einen Abort nach der 20. Schwangerschaftswoche oder für eine Frühgeburt erhöht (OR 2,77 bzw. 1,65).

Diese Ergebnisse ermöglichen eine risikoadaptierte Beratung für SLE-Patientinnen mit Kinderwunsch, betont das Autorenteam. Sie unterstreichen, wie wichtig es ist, beeinflussbare Risikofaktoren anzugehen und einen auf die Patientin zugeschnittenen Behandlungsplan zu erstellen. Dazu gehört z. B., die Krankheitsaktivität vor der Empfängnis so stark wie möglich zu unterdrücken, eine Hypertonie strikt einzustellen und bei vorangegangener Lupusnephritis oder chronischem Bluthochdruck besonders aufmerksam auf die Zeichen einer Präeklampsie zu achten.

Wind M et al. Lancet Rheumatol 2024; DOI: 10.1016/S2665-9913(24)00160-7