Insulinempfindlichkeit Wenn das Gehirn nicht ansprechbar ist

Diabetes Kongress 2024 Autor: Redaktion diabetes zeitung

Wie Insulin im Gehirn wirkt, wird eingehend untersucht. Wie Insulin im Gehirn wirkt, wird eingehend untersucht. © Danii Pollehn – stock.adobe.com

Das Gehirn ist ein insulinsensitives Organ, bei manchen Menschen ist die Reaktion auf Insulin im Gehirn aber verringert oder fehlt sogar ganz. Zudem gibt es Geschlechtsunterschiede bei der Insulinempfindlichkeit. Welche Auswirkungen kann die unterschiedliche Insulinempfindlichkeit auf das Körpergewicht, kognitive Fähigkeiten und die Entstehung der Alzheimer-Erkrankung haben?

Über die letzten Jahre wurde nachgewiesen, dass das Gehirn ein insulinsensitives Organ ist, aber auch, dass eine ganze Reihe von Menschen nicht auf Insulin im Gehirn anspricht“, sagt Apl. Professor Dr. rer. nat. Stephanie Kullmann, stellvertretende Leiterin der Abteilung Metabolic Neuroimaging am Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM)/Helmholtz Munich an der Universität Tübingen. Man spricht bei ihnen von einer Insulinresistenz des Gehirns: „Diese findet sich besonders häufig bei Personen mit Adipositas, aber auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen spielen eine Rolle“, erklärt Professor Dr. med. Martin Heni, Leiter der Sektion Endokrinologie und Diabetologie der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Ulm. Prof. Kullmann und Prof. Heni waren die Vorsitzenden des Symposiums.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Studien mit männlichen Teilnehmern ergaben beispielsweise, dass Personen mit einer verringerten oder sogar fehlenden Reaktion auf Insulin im Gehirn zu einer Gewichtszunahme und einer Ansammlung von viszeralem Fett neigen.

Neue Forschungsergebnisse über junge Frauen geben Hinweise darauf, dass bei ihnen die Gehirnreaktion auf Insulin je nach Zyklusphase variiert. In einer Studie wurde dazu elf schlanken Frauen, die keine hormonellen Verhütungsmittel nutzten, Insulin als Nasenspray verabreicht. Dieses ermöglichte eine selektive Stimulierung der Insulinwirkung im Gehirn im Vergleich zu einem Placebo-Nasenspray. Die Auswertung belegte, dass nach nasaler Insulingabe während der Follikelphase, also vor dem Eisprung, eine höhere Insulinsensitivität im Körper bestand als während der Lutealphase, also der Zeit nach dem Eisprung. „Das ist wahrscheinlich auf eine Insulinresistenz in dieser Zyklusphase zurückzuführen“, schlussfolgern Prof. Kullmann und Prof. Heni, die beide an der Studie beteiligt waren. Bei weiteren 15 Frauen wurden diese Ergebnisse durch funktionelle MRT-Scans bestätigt.

Beeinträchtigung der Kognition, wenn Insulin nicht mehr wirkt

Mit dem Alter lässt bei Frauen die Insulinwirkung im Gehirn nach. Das betreffe vor allem limbische Regionen, führt Prof. Kullmann aus. „Interessanterweise zeigt vor allem der Hippocampus eine Abnahme der Insulinwirkung bei Frauen nach dem 50. Lebensjahr, während sich die Insulinwirkung im Hippocampus bei Männern mit zunehmendem Alter zwischen 20 und 70 Jahren nicht verändert.“ Der Hippocampus ist bei der Alzheimer-Erkrankung betroffen. Frauen erkranken häufiger an Alzheimer als Männer. „Neueste Daten legen nahe, dass eine Insulinresistenz des Gehirns zu kognitiven Beeinträchtigungen beiträgt, unabhängig von einer Ganzkörper-Insulinresistenz“, so Prof. Heni.

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